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1. Aus alten Zeiten - S. 54

1883 - Hannover : Hahn
— 54 — reich gefüllte Schränke erbrochen, daß man überall das Krachen vernahm. Andere Helden waren in der Burg beflissen, die noch übrigen Feinde zu erschlagen. Am wildesten wütete Wate. Allenthalben suchte er die üble Gerlinde. Zuletzt kam er in den Frauensaal. Mit knirschenden Zähnen trat er herein und spähte mit den Augen. Sein Bart war ellenbreit und mit Blut Geronnen, seine Kleider waren naß, daß er allen Schrecken einflößte. Wie gern ihn auch Gudrun sah, es war ihr doch nicht lieb, daß er so tobend herankam gegen sie, und keins der Mägdlein wagte vor Furcht, ihn zu grüßen. Nur Gudrun ging ihm entgegen und sprach sanft zu ihm: „Willkommen Wate,' ich sehe dich so gern; wenn du nur nicht so vielen Leuten hier Leid zu- fügtest." Aber grimmig sprach er: „Frau Gudrun, gebt mir Gerlinde heraus mit ihren Frauen, die euch zu waschen zwangen." Gudrun wollte sie in ihrem edlen Sinne gerne verbergen. Aber da winkte ein Mägdlein mit den Augen, daß er Gerliuve aus der Schar herausfand. Er ergriff sie bei der Hand und sprach: „Wahrlich, euch soll die Tochter meiner Königin nimmer wieder die Kleider waschen." Dann schleppte er sie hinaus vor die Thür des Saales und schlug ihr das Haupt ab; darüber schrieen alle Frauen vor Entsetzen. — Aber Wate kam wieder und fragte: „Wo sind ihrer mehr, die ihr befreundet sind?" Da sprach Gudrun weinend: „Ortrun ist noch hier und ihre Dienerinnen." Wate gewährte ihr Frieden und ließ sie weiter zurücktreten. Aber dann begann er wieder zu fragen: „Wo ist Heregart, die junge Herzogin, die hier des Königs Mundschenken zum Gemahle nahm?" Sie wollten sie ihm nicht zeigen; aber er trat näher und zog sie hervor und sprach: „Jetzt will ich euch für die treuen Dienste belohnen, die ihr eurer Herrin im fremden Lande geleistet habt." Sie baten alle, daß er sie doch am Leben lassen möchte. Aber Wate antwortete: „Das darf nicht sein; ich bin Kämmerer und muß wissen, wie man Frauen zu ziehen hat." Damit schlug er ihr das Haupt ab. Nun war endlich des Kampfes genug gethan. — Die Herren kamen in Ludwigs Saal zusammen und hielten einen Rat. Da ward beschlossen, daß man Horant und seinen Freund Morunk als Statthalter in dem eroberten Lande lassen sollte: die anderen aber sollten wieder heimfahren zu Frau Hilde. Da brachten sie alle Beute in die Schiffe: die Gefangenen. Gold und Edelsteine, Rosse und Gewänder und freuten sich darauf, daß sie diese daheim ihren Freunden zeigen würden. A!sdann stießen sie ab nach ihrer Heimat. 18. Ein günstiger Wind trieb die Schiffe heimwärts. In allem hatte die Heerfahrt wohl ein Jahr gedauert. Es war um die Maienzeit als sie mit großem Jubel Frau Hildens Burg wieder erblickten. Als man ihre Fahrzeuge vom Lande ersah, vernahm man lauten Schall von Posaunen und Trommeln, von Flöten und Hörnern, von Pauken, die kräftig geschlagen wurden. _ Frau Hilde ritt mit ihrem Gesinde aus der Burg nieder an den Strand ihnen entgegen. Da führte Irolt die schöne Gudrun an der Hand ihrer
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