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1. Aus alten Zeiten - S. 87

1883 - Hannover : Hahn
— 87 — Sippen, ja dem jungen Giselher verlobte ich meine Tochter: sollte ich sie nun bekämpfen, das wäre nicht wohlgethan. Etzel aber und Krimhild ließen nicht ab, den unglücklichen Markgrafen um seine Hülfe zu bitten, und warfen sich ihm beide zu Füßen und flehten ihn mit Thränen an, daß er sie nicht verließe m dieser gräßlichen Not, denn er wäre ihr letzter Trost und Zuversicht. Da endlich nach langem Ringen entschied sich der edle Rüdiger, daß die alte Mannentreue vor der neuen Freundestreue das Recht behalten müßte und daß er seinem Könige Leib und Seele opfern wollte. „Waffnet euch!" rief er den Männern seines Lehns zu, denn leider muß ich mit den kühnen Burgunden kämpfen." 16. Als Giselher den Vater seiner Braut daher kommen sah, rief er voll Freuden: „Wohl uns allen, daß ich mich mit Rüdigers Tochter verlobte, denn nun kömmt er, uns Frieden zu bringen." Volker aber sprach: „Ich weiß nicht, wessen ihr euch tröstet. Sie kommen mit aufgebundenen Helmen und haben Schwerter in den Händen, das sieht nicht nach Frieden und Sühne aus." Rüdiger trat in die Thür des Saales und setzte den Schild vor den Fuß und rief: „Nun wehrt euch allzumal, ihr kühnen Nibelungen, denn der Treue, womit wir einst befreundet waren, will ich jetzt ledig sein. Da erschraken die Notbedrängten sehr, daß der sie bekämpfen wollte, den sie alle von Herzen lieb hatten, und sie versuchten, ihn von seinem Entschluß abzubringen. Es war eine harte Prüfung, die der gute Rüdiger zu bestehen hatte, und es ward ihm bitter schwer, den Freundesworten gegenüber fest zu bleiben. Aber doch entschied er auch jetzt sich wieder für die alte Treue zum König. Und die Burgunden mußten ihm recht geben. Da nahmen sie mit starken Herzen Abschied von einander. „Nun möge Gott uns gnädig sein!" sprach da Rüdiger, erhob den Schild und stürmte mit seinen Helden gegen den Saal. Hagen aber ries ihm entgegen: „Harre noch eine Weile, edler Rüdiger! Ich bin in großen'sorgen. Der Schild, den mir dein Weib Gotelind gab, ist von den Hunnen ganz zerhauen. Hätte ich nun einen so guten Schild, wie du ihn am Arme trägst, so wollte ich fröhlich wieder in den Kampf gehen." — „too nimm den meinigen!" sprach da der edle Rüdiger; „wollte Gott, du dürftest ihn nach Bnrgunden-land tragen!" Da konnte sich keiner der Thränen erwehren, der das hörte; und selbst Hagen, der rauhe Held, ward von solcher Güte tief gerührt. „Meine Hand soll dich nicht im Streite berühren," sprach er. „ob du auch alle Burgunden erschlügest. Dasselbe gelobte auch Volker. Der Kampf begann. Rüdiger bewies wohl, daß er ein kühner und tadelloser Recke war. Viele der Burgunden fielen von seiner Hand. Da konnte es Gernot nicht länger mit ansehen, und mit lauter Stimme ries er dem Markgrafen zu: „Nun muß ich mit eurem eigenen Schwerte mich gegen euch wenden." Die beiden starken Helden liefen gegen einander. Scharf schnitten ihre Schwerter durch die Panzer. Zuletzt schlug Rüdiger mit einem wohlgezielten Streiche durch Gernots festen Helm, daß das Blut hernieder floß
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