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1. Aus alten Zeiten - S. 143

1883 - Hannover : Hahn
— 143 — er Land Aber bevor er es erreichte, sollte er noch einmal den Zorn Poseidons empfinden. Ein gewaltiger Sturm zertrümmerte fem Fahrzeug und warf ihn, nachdem er lange Zeit mit den empörten Wellen gekämpft, nackt und hülflos an das Gestade. Auf das äußerste erschöpft, suchte er hier das nächste Gebüsch auf, scharrte sich aus den dürren Baumblättern ein Lager zusammen und versank alsbald in einen tiefen Schlaf. 9. Die Insel Scheria, auf welcher Odysseus sich jetzt befand, war von den Phäaken bewohnt, einem gebildeten, durch Schiffahrt und Handel wohlhabenden Volke, das in Frohsinn und Heiterkeit sein Leben hinbrachte. Uber dieses glückliche Völkchen herrschte ein weiser König, namens Alkinoos. Am Morgen nach Odysstus' Ankunft machte sich Nausikaa, des Königs Tochter, mit ihren Mägden aus, um ihre und ihrer Eltern und Brüder Gewänder im Flusse zu waschen. Nachdem die Knechte einen Wagen mit Maultieren bespannt und die Gewänder in Körbe gepackt und aufgeladen hatten, ergriff die Jungfrau Zügel und Geißel und lenkte die Tiere nach der Stelle hin, wo der Fluß sich in das Meer ergießt. Hier spannten die Dienerinnen die Maultiere los, um sie in dem hohen Grase weiden zu lassen. Dann trugen sie die Wäsche in die steinernen Wannen, die zu diesem Behuf angefertigt waren, stampften sie mit den Füßen und breiteten sie auf den Kieseln des Ufers zum Trocknen aus. Als die Arbeit vollendet war, erfrischten sie sich durch ein Bad, salbten sich mit Öl, verzehrten die mitgenommenen Lebensmittel und belustigten sich durch Tanz und Ballspiel. Endlich gedachten sie der Heimfahrt; da warf Nausikaa noch einmal den Ball nach einer ihrer Gespielinnen. Aber der Ball traf nicht und flog weit hinaus in das Wasser. Laut schrieen die Mädchen aus. Dies Geschrei erweckte den Odysseus. Gestärkt durch den langen Schlummer, sprang er empor und brach einen dichtbelaubten Ast von dem Baume, um sich damit den Leib zu bedecken, der von dem Meeresschlamm ganz entstellt war. Dann trat er aus dem Dickicht hervor. Erschreckt entflohen die Mädchen nach allen Seiten; nur die Königstochter blieb beherzt stehen, um den Fremdling anzuhören. „Wer du auch seist, holdselige Jungfrau," sagte der Held mit demütiger Stimme, „erbarme dich eines Unglücklichen! Nackt und bloß bin ich als Schiffbrüchiger an dieses Gestade geworfen; darum gib mir vor allen Dingen ein Gewand, damit ich wieder vor den Menschen erscheinen kann." Nausikaa erfüllte seine Bitte und befahl den Mägden , einen Rock und einen Mantel nebst einem Ölkrug in das Gebüsch zu tragen. Odysseus reinigte sich von dem Schlamm und den Blättern, und als er nun, gesalbt und mit den köstlichen Gewändern angethan, vor den Jungfrauen erschien, glaubten diese nicht einen sterblichen Mann, sondern einen Gott vor sich zu sehen. Nausikaa reichte ihm, was von Wein, Brot und Früchten noch übrig war; und der vielduldende Held aß und trank mit Lust und Begier: denn lange hatte er ja gedarbt. Dann bestieg die edle Jungfrau den
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