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1. Aus alten Zeiten - S. 144

1883 - Hannover : Hahn
- 144 — Wagen und fuhr nach der Stadt zurück, während Odysseus ihr mit den Mägden folgte. Der Held sah mit Verwunderung, daß er sich einer großen Stadt mit schönen Straßen und Häusern näherte. Noch mehr erstaunte er über die Menge der Schiffe in dem Hafen und über den prächtigen Königspalast, der alle übrigen Gebäude meit überragte. Die Wände desselben waren von Erz, die Simse von Stahl und das Thor von Gold. Der große Saal in der Mitte des Palastes war mit goldenen und silbernen Bildsäulen geschmückt, die brennende Fackeln in den Händen trugen, und an den Wänden hin standen Sessel, die mit feingewirkten Teppichen bedeckt waren. Fünfzig Mägde waren teils mit häuslichen Arbeiten, teils mit der Bedienung der Gäste beschäftigt, denn ein Gastmahl folgte hier auf das andere, und das Haus ward nie leer von Gästen, 'welche stets die freundlichste Aufnahme fanden. Wunderbarer noch als das Gebäude war der Garten, der es umgab, denn seine Bäume waren das ganze Jahr hindurch mit saftigen Früchten bedeckt, und während auf der einen Seite die Weinstöcke noch in der Blüte standen, wurden auf der andern schon reife Trauben abgeschnitten. Als Odysseus in den Saal eintrat, waren eben die sämtlichen Fürsten der Phäaken zu einem Schmause versammelt. Er durchschritt ihre Reihen, bis er zu dem Sitze der Königin gelangte. Bor ihr warf er sich nieder, umfing ihre Kniee und bat um gastliche Aufnahme und Entsendung nach seiner Heimat. Dann setzte er sich am Herd in die Asche nieder, wie es Hülseflehenden ziemte. Doch der König Alkinoos hob ihn alsbald freundlich auf, führte ihn zu einem Sessel, den bisher sein eigener Sohn inne gehabt hatte, und versprach ihm ein Schiff mit Ruderern, die ihn in feine Heimat bringen sollten; zuvor aber sollte er noch durch ein Gastmahl und fröhliche Spiele geehrt werden. Am andern Morgen berief der König das Volk auf den Markt, berichtete von dem Schiffbruch seines Gastes und verlangte ein mit fünfzig Jünglingen bemanntes Ruderschiff, um den Fremdling in seine Heimat zu bringen. Dann lud er die Häupter des Volkes zu einem Festmahl in seinen Palast, wo bereits zwei fette Rinder, acht Schweine und zwölf Schafe geschlachtet worden waren. — Bald füllten sich die Hallen mit den Geladenen und das Mahl begann. Als der Schmaus beendet war, nahmen die Spiele ihren Anfang, wobei die edelsten Jünglinge im Faustkampf, im Ringen, Springen und Laufen wetteiferten. Zuletzt forderte einer der Söhne des Königs auch den Odysseus zum Wettkampf auf, und als dieser sich mit seinem Schmerz und seiner Sehnsucht nach der Heimat entschuldigte, verspottete er ihn und meinte, er müsse wohl kein Held, sondern ein Kaufmann oder Schiffer sein. Da ergriff Odysseus eine schwere eiserne Scheibe und warf sie mit kräftigem Arm weit über die Ziele der andern hinaus, so daß alle über seine Kraft erstaunten. Der Spötter aber bat ihn verschämt um Verzeihung und überreichte ihm zugleich ein Schwert mit silbernem Griff und elfenbeinerner Scheide als Geschenk.
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