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1. Aus alten Zeiten - S. 170

1883 - Hannover : Hahn
— 170 — gewinnen, als müßig die Herrlichkeiten des römischen Reichs zu genießen und sein Volk unterdes darben zu sehen. Reiflich erwog'er dies. Dann sprach er also zum Kaiser: „Das römische Land/das von euren Vorfahren zu allen Zeiten beherrscht worden ist, warum leidet es jetzt unter der Tyrannei Odovakars, des Königs der Rugier? Sende mich mit meinem Volke aus. Gehe ich als Äieger aus'dem Kampfe hervor, so werde ich das Land als dein Geschenk und durch deine Huld besitzen." — Als der Kaiser dies hörte, war er im stillen froh darüber, daß Theoderich fortzuziehen gedachte, denn es hatte ihm die Nachbarschaft des tapferen Gotenvolkes schon viele Sorgen gemacht. Darum gewährte er Theoderich gern, was er forderte, beschenkte ihn reichlich und entließ ihn. Theoderich kehrte zu den Seinigen zurück, sammelte um sich sein ganzes Volk, das mit ihm eines Sinnes war, und zog gen Italien. Geradeswegs marschierte er am rechten Ufer der Donau aufwärts, hatte zwar viele Kämpfe mit den feindlichen Landeseinwohnern zu bestehen, gelangte aber endlich glücklich in das Gebiet von Venetien und schlug an dem Fluß Isonzo ein Lager auf. 2. Da er hier eine Zeit lang rastete, um Menschen und Tieren eine Erholung zu geben, zog Odovakar mit einem Heere wider ihn heran. Aber Theoderich rückte ihm bis Verona (Bern) entgegen und brachte ihm hier eine große Niederlage bei. Dann brach' er sein Lager ab, drang mit größter Kühnheit in das Gebiet von Italien ein, überschritt den Po und schlug bei der Hauptstadt Ravenna ein Lager auf. Als dies Odovakar sah, befestigte er sich in der Stadt. Oft aber machte er zu nächtlicher Zeit unerwartet mit den Seinen Ausfälle und beunruhigte hierdurch das gotische Heer. Und dies that er nicht einmal, nicht zweimal, sondern häufig und fast ununterbrochen drei Jahre lang. Aber vergebens war sein Kamps, denn schon erkannte fast ganz Italien Theoderich als seinen Herrn an und gehorchte das Land feinem Befehle. Jener kämpfte noch allein mit wenigen Genossen und Römern, welche sich in der Stadt befanden, in Ravenna täglich mit der drückenden Not des Hungers und den Waffen der Feinde. Als aber keine Hülfe sich nahte, schickte er Gesandte und bat um Frieden. Da auch die Goten der langen Belagerung überdrüssig waren, so kam ein Vertrag zu stände. Danach sollten in dieser Stadt Theoderich und Odovakar unter gleichen Verhältnissen gemeinschaftlich herrschen. Eine Zeitlang ward dieser Vertrag gehalten. Als aber Theoderich, so erzählt man, den Odovakar dabei ertappte, daß er einen tückischen Plan gegen ihn ins Werk setzte, lud er ihn hinterlistig zu einem Gastmahl ein und erschlug ihn bei diesem. Alsdann lockte er des Odovakars Genossen, so viele deren noch lebten, auf seine Seite und hielt nun die Macht über Goten und Italiener in seinen Händen. Darnach sandte er Boten zu Chlodowech, dem Könige der Franken, und erbat sich dessen Schwester Audafleda zur Ehe." Gern und freudig erfüllte dieser den Wunsch, denn er hoffte, daß diese
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