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1. Geschichtsbilder - S. 87

1890 - Leipzig : Richter
— 87 — Hausrat große Päcke zusammen; was sie aber uicht mitzuuehmeu gedachten, wurde zerschlagen. Etliche schütteten die Federn aus den Betten und füllten in die Überzüge Speck, dürr Fleisch und sonst Geräte hinein; andere schlugen Ösen und Fenster ein, als hätten sie einen ewigen Sommer zu verkündigen. Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die zerbogenen und verderbten Stücke ein. Auch Töpfe und Schüsseln mußten alle entzwei, und Bettladen, Tische, Stühle und Väuke verbrannten sie, da doch viele Klaftern dürres Holz im Hose lagen. Unsere Magd ward dermaßen mißhandelt, daß sie nicht mehr gehen konnte. Den Knecht legten sie gebunden auf die Erde, steckten ihm eilt Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Kübel voll garstigen Mistlachenwassers in den Leib. Das nannten sie einen schwedischen Trunk. Dann fingen sie an, die Steine von den Pistolen ab- und ml deren Statt der Bauern Daumen aufzuschrauben und die armen Schelme so zu foltern, Einem Bauer machten sie ein Seil um den Kopf und reitelten es mit einem Bengel zusammen, daß ihm das Blut aus Mund, Nase und Ohren heraussprang. In Summa, es hatte jeder seine eigene Erfindung, die Bauern zu peinigen.“ Damals entstanden die noch heute bekannten Kinderverschen: „Bet', Kinder bet', morgen kommt der Schwed, morgen kommt der Oxenstern, der wird die Kinder beten lern;" oder: „Der Schwede ist gekommen, hat alles mitgenommen, hat die Fenster zerschlagen, hat das Blei fortgetragen, hat Kugeln daraus gegossen und die Bauern damit erschossen." Der Berner, der mit dem Blei aus den Fenstern seines eigenen Heims erschossen wird, das ist ein ergreifendes Bild des Elends jener Zeit. 9. Noch manche Schlacht ward in den letzten Jahren des dreißigjährigen Krieges geschlagen, vom Rheine bis zur Donau, von der Nord-und Ostsee bis zum Bodeusee durchstreiften kaiserliche, schwedische und französische Heere das deutsche Land, bald siegend, bald besiegt, alle ohne Unterschied aber unsägliche Grausamkeiten verübend. Erst als alle bis aufs tiefste erschöpft waren, als es in Deutschland fast nichts mehr zu erbeuten gab. kam nach langen Verhandlungen der Friede zu stände.^ In den westfälischen Städten Münster und Osnabrück wurde er im Jahre 1648 abgeschlossen, und er heißt deshalb der westsälische Friede. Das arme Deutschland mußte auch die Kosten dieses Friedens zahlen. Zwei schöne Länder mußte es abtreten: das Elsaß mit Ausnahme der Stadt Straßburg an die Franzosen, Pommern mit der Insel Rügen an die Schweden. Außerdem mußte das ausgesogene Land den Schweden, seinen schlimmen Helfern, auch noch fünf Millionen Thaler Kriegskosten zurückerstatten. Eine erfreuliche Bestimmung des Friedens aber war es, daß von nun an die Protestanten in Deutschland freie Religionsübung und dieselben Rechte wie die Katholiken haben sollten. O, wie atmete da das ganze deutsche Volk wieder auf, als die Nachricht von dem Friedensschlüsse bekannt wurde! In allen Kirchen
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