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1. Geschichtsbilder - S. 90

1890 - Leipzig : Richter
— 90 — aufgelöst, weinend vor dem kranken Vater kniete, da sprach der König mit freudig aufschauendem Blicke: „Ich sterbe zufrieden, da ich einen so würdigen Sohn zum Nachfolger habe." 3. Ter Vater hinterließ dem Sohne einen wohlgefüllten Staatsschatz und ein tüchtig eingeübtes Heer. Beides konnte er sehr wohl gebrauchen, denn große Aufgaben warteten seiner, und besonders das trefflich geübte Heer kam ihm bei den Kriegen, die er zu führen hatte zu statten. Die Heere der damaligen Zeit bestanden meist aus solchen, die sich freiwillig hatten anwerben lassen oder die durch List und Betrug in die Hände der ausgesandten Werber geraten waren. Nicht nur im eigenen Lande, sondern auch in fremden Ländern hatte man Werbeoffiziere, deren Aufgabe es war, möglichst viel Soldaten zu schaffen, wenn auch dabei nicht immer die redlichsten Mittel angewendet wurden. So kam es vor, daß man junge Leute betrunken machte, die dann in der Trunkenheit das Handgeld nahmen, nach der Ernüchterung aber nicht wenig erstaunt und erzürnt waren, daß sie nun Soldaten sein sollten. Zuweilen wurde ein junger Mann sogar mit Gewalt fortgeschleppt. Wie es einem aus der Schweiz stammenden Soldaten Friedrichs des Großen ergangen ist, das hat er später in einem Scbriftthen selbst erzählt. Der schweizer Ulrich Bräker war von einem preußischen Werbeoffizier, dem Leutnant Marconi, angeblich als Bedienter gemietet, in Wahrheit aber als preußischer Rekrut augeworben worden. Unter dem Vorwande eines Auftrages wurde er von seinem angeblichen Herrn nach Berlin geschickt und hier als Rekrut in Empfang genommen. Er selbst erzählt: „In Berlin fragte ich vergebens nach meinem Herrn; ich wurde in die Krausenstraße in ein Quartier gewiesen. „Da bleib' er", sagte man mir, „bis auf fernere Ordre." Ich dachte: Was foll das? Ist ja nicht einmal ein Wirtshaus. Wie ich so staunte, kam ein Soldat, Christian Zittemann, und nahm mich mit auf seine Stube, wo sich schon zwei andere Soldaten befanden. Nun ging's an ein Wimdent und Ausfragen: wer ich sei, woher ich komme u. dergl. Noch konnte ich ihre Sprache nicht recht verstehen. Ich antwortete kurz: ich komme aus der Schweiz und sei des Herrn Leutnant Marconi Lakai; die Sergeanten hätten mich hierher gewiesen, ich möchte aber lieber wissen, ob mein Herr schon in Berlin angekommen sei und wo er wohne. Da fingen sie alle ein Gelächter an, dazu ich hätte weinen mögen, und feiner wollte das Geringste von einer solchen Excellenz wissen. Mittlerweile trug man eine stockdicke Erbsenkost auf. Ich aß mit wenig Appetit davon. Wir waren kaum fertig, als ein alter hagerer Soldat ins Zimmer trat, dem ich bald ansah, daß er mehr als Gemeiner sein müsse. Es war ein Feldwebel. Er hatte eine Soldatenmontur auf dem Arme,
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