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1. Geschichtsbilder - S. 102

1890 - Leipzig : Richter
— 102 — Die aber glücklich über den Fluß gekommen waren, gingen nur neuem Elenb entgegen. Ein Augenzeuge schilbert die wenigen nach Deutschland Zurückgekehrten mit folgenbett Worten: „Ungeorbnete Haufen aus allen Truppengattungen und Nationen zusammengesetzt, ohne Kommanborus und Trommelschlag, lautlos wie ein Totenzug, nahten sich der Stadt. Der Mehrzahl waren Ohren und Nasen erfroren, erloschen lagen die bunflen Augen in ihren Höhlen. Die Be-fleibung zerlumpt und unsauber, aus den Kleibungsstücken der Bauern und ihrer Frauen ergänzt. Jeber hatte umgehängt, was er gefunben, um eine Hülle jegeit die markzerstörenbe Külte zu haben. Viele hatten die Füße mit Stroh umwickelt, mit Decken und Lappen, mit dem Fell der Tornister und dem Filz der Hüte. Lahm und hinfenb wanbelten sie bähet, auf Stöcke gestützt. Würben sie in ein Zimmer geführt, so bmngten sie sich mit Gewalt an den heißen Ofen; gierig verschlangen sie das bargereichte Brot und die warmen Getränke. Einzelne vermochten nicht aufzuhören, bis sie starben. Hinter ihnen her fangen die Knaben auf der Straße: Es irrt durch Schnee und Wald umher Trommler ohne Trommelstock, Das große mächtfle Franzenheer. Kürassier im Weiberrock, Der Kaiser auf der Flucht, Flüchtling ohne Schuh, Soldaten ohne Zucht. Nirgend Rast und Ruh. Mit Mann und Ros; und Wagen, Mit Mann und Roß und Wagen, So hat sie Gott geschlagen. So hat sie Gott geschlagen. 3. Napoleon hatte fein Herr verlassen. Auf einem Banernfchlitten war er vorausgeeilt. Tief in feinen Pelz gehüllt hatte er Deutschland burcheilt und war wieber in Paris angekommen, wo er es feine erste Sorge fein ließ, ein neues Heer auszurüsten. In Deutschland aber war jebermann der Meinung, jetzt, nachdem Gott selbst ans den Schncegefilben Rnßlanbs Gericht gehalten habe über beit länbergterigen Eroberer, nachdem er ihm ein „Vis hierher und nicht weiter!" zugerufen habe, jetzt fei es Zeit, einmütig sich zu erheben und das Joch der Fteittbhetrfchaft abzuschütteln. So beichte auch der preußische General Iork, der an der Spitze des preußischen Hilfsheeres ftanb, welches mit Napoleon nach Rußlanb hatte ziehen müssen. Sein Heer war von den Russen weniger verfolgt worben, ja die Russen hatten ihm sogar Vorschläge gemacht, sich mit ihnen gegen Napoleon zu verbünben. Das mußte er ablehnen; er war von seinem Könige beauftragt, Napoleon zu unterstützen, und als Solbat mußte er dem Befehle des Königs gehorchen. Aber er war auch ein treuer Sohn feines Vaterlanbes. Darum erwog er, daß jetzt wohl auch der König von Preußen meinen könnte, die rechte Zeit fei gekommen, das Vaterlanb von der Herrschaft bet Franzosen zu befreien, und et hielt es barum für feine Pflicht, das ihm anvertraute Heer für biefen Zweck zu erhalten. Als er an der Grenze Deutfchlanbs angekommen war, schloß er
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