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1. Lehr- und Lernbüchlein für den ersten Geschichtsunterricht - S. 34

1895 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
— 34 — A. Seine Jugendzeit. Kaiser Wilhelm I. wurde am 22. März 1797 im kronprinzlichen Schlosse zu Berlin geboren. Es war schon eine göttliche Gnadenerweisung, daß er einen König, wie Friedrich Wilhelm Iii. es war, seinen Vater und Preußens unvergeßliche Königin Luise seine Mutter nennen durfte. Diese schrieb einst an ihren Vater: „Meine Sorgfalt ist meinen Kindern gewidmet für und für, und ich bitte Gott täglich, daß Er sie segnen und Seinen guten Geist nicht von ihnen nehmen möge." Das Gebet des treuen Mutterherzens ist erhört worden. Wohl war der Prinz ein gar schwächliches Kind, das den sorgsamen Elternherzen oft bange Stunden bereitete; aber die treue Pflege der liebenden Mutter ward reich gesegnet. Die militärischen Übungen, mit denen schon frühzeitig begonnen wurde, stählten den Körper. Unter Leitung tüchtiger Lehrer entwickelte sich der Prinz ganz nach dem Sinne der Mutter, so daß dieselbe 1808 an ihren Vater schrieb: „Unser Sohn Wilhelm wird, wenn nicht alles trügt, wie sein Vater einfach, bieder und verständig; auch in seinem Äußern hat er die meiste Ähnlichkeit mit ihm." Prinz Wilhelm wurde schon früh in die Schule der Leiden geführt. Als er neun Jahr alt war, brach die schreckenvollste Zeit in der preußischen Geschichte an. Der unersättliche Eroberer Napoleon I. hatte am 14. Oktober 1806 das preußische Heer bei Jena und Auerstädt fast vernichtet und rückte als Sieger bald in Berlin ein. Die königliche Familie zog sich vor dem hochmütigen Korsen immer weiter nach dem Osten des Reiches zurück. Auf dieser beschwerlichen Reise hatte sich die Königin infolge der Pflege ihrer kranken Kinder das Nervenfieber zugezogen. Mitten im Winter, unter entsetzlichem Schneegestöber, mußte die hohe Kranke, in Betten gepackt, von Königsberg nach Memel gebracht werden. Sie wollte lieber in Gottes als Napoleons Hände fallen. Prinz Wilhelm erkrankte ebenfalls am Nerven-sieber. Endlich wurde der Friede geschloffen, durch den aber die königliche Familie und das ganze Land viel zu leiden hatten. Viele Thränen hat der Prinz in diesen Jahren fließen sehen. Er fühlte das Weh, das seinen treuen Eltern und dem heißgeliebten Vaterlande zugefügt worden war. Ein tiefer Eindruck verblieb ihm lebenslang aus jener trüben Zeit. Traurig waren für Preußen die nächsten 5 Jahre, welche dem Tilsiter Frieden folgten. Napoleon sog das Land aus. Aber im Jahre 1813 erhob sich das ganze preußische Volk. Der Köng rief fein Volk zu den Waffen; und alle, alle kamen. Mit Russen und Österreichern vereint, zogen die Preußen gegen die Franzosen. Gern hätte Prinz Wilhelm sogleich teilgenommen an dem Kampfe der Befreiung des Vaterlandes, aber der sorgende Vater gestattete es ihm wegen seiner schwächlichen Gesundheit noch nicht. Erst nach der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 ging ihm sein Wunsch in Erfüllung. Den ersten Lorbeer brachte ihm die Schlacht bei Bar für Aube (27. Feb. 1814). Als das Regiment Kaluga gegen den Feind vorging, hielt der Prinz neben dem Vater. Mit Todesverachtung kämpften die Braven gegen die Franzosen, und groß war die Zahl der Toten und Verwundeten. Da erhielt Prinz Wilhelm vom Vater den Befehl vorzureiten und sich nach dem Namen des Regiments zu erkundigen, das hier so große Verluste zu beklagen hatte. Ohne sich zu besinnen, sprengte der Prinz bis in das heftigste Gewehrfeuer hinein, kehrte zurück und nannte dem Vater das Regiment. Zum Lohn für die bewiesene Tapferkeit erhielt er das eiserne Kreuz. Am Einzüge der I Truppen der Verbündeten in Paris im Jahre 1814 nahm er als Major teil.
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