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1. Lehr- und Lernbüchlein für den ersten Geschichtsunterricht - S. 42

1895 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
— 42 - Sie war am 10. März 1776 in Hannover geboren, wo ihr Vater, der Herzog von Mecklenburg-Strelitz, damals hannoverscher Feldmarschall war. Leider starb ihre Mutter früh, bevor die Prinzessin das 6. Lebensjahr vollendet hatte. Schon als Kmd war es ihr eine große Freude, wenn sie die Hütten der Armen aufsuchen durfte und den Bedürftigen und Notleidenden Wohlthaten erwei en sonnte. Im Alter von 17 Jahren vermählte sich Luise mit dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, am heiligen Abend 1793 fand die Hochzeit statt. Als das kronprinzliche Paar in Berlin seinen Einzug hielt, zeigte Luise gleich ihre Leutseligkeit bei dem fröhlichen Empfange des Volkes. Eine Schar weißgekleideter Mägdlein begrüßte sie festlich, und eines derselben sprach bei Überreichung eines Myrtenkranzes ein Festgedicht. Hierüber erfreut, neigte sich Luise zu dem Kinde und küßte es. Dies verstieß aber gegen die Hofsitte, und die Oberhofmeisterin machte ihr dieferhalb Vorwürfe. Luise sagte betroffen: „Darf ich denn das nicht mehr thun?" Das Volk aber freute sich; denn es erkannte, daß Luise eine rechte Landesmutter sein werde. — Am Abend dieses Tages sollte die Stadt festlich beleuchtet werden. Als Luise solches erfuhr, wurde auf ihren Wunsch die Beleuchtung unterlassen, das für dieselbe bestimmte Geld aber gesammelt und den Armen überwiesen. Zn ihrem Geburtstage, den Luise in Berlin feierte, erhielt sie vom Könige Friedrich Wilhelm Ii. das schöne Schloß Oranienburg mit einem lieblichen Park geschenkt. Luise war über den Beweis von Liebe und Hochachtung sehr beglückt und eilte zum Könige, um ihm ihren Dank abzustatten. Da fragte sie der König, ob sie wohljonst noch einen Wunsch habe. „Majestät", antwortete die edle Frau, „wenn ich dürfte, noch eine Hand voll Geld für meine Armen." Lächelnd erwiderte der König: „Und wie groß muß diese Haud wohl sein?" Luise antwortete: „So groß wie das milde, edle Herz des gütigsten der Könige." Der König erfüllte bereitwilligst ihren Wunsch, und Luise fühlte sich überglücklich. Das junge kronprinzliche Paar verlebte die ersten Jahre einer glücklichen Ehe zumeist in ländlicher Zurückgezogenheit auf dem schönen Landgute Paretz an der Havel, zwei Meilen von Potsdam. Dort verkehrten die hohen Herrschaften in vertraulicher Weise mit der Bevölkerung, der Kronprinz hieß dort der „Herr Schulze von Paretz" und seine Gemahlin Luise „die gnädige Frau von Paretz". Beim Erntefeste vergaß das fürstliche Paar seine Hoheit und mischte sich in die lustigen Tänze der jungen Bauernsöhne und -Töchter. Bisweilen ging Luise daun auch mit den Kindern der Tagelöhner an die Buden, ließ die Kleinen würfeln und kaufte ihnen allerlei Süßigkeiten. In ihrer Kleidung zeigte die Königin Luise die größte Einfachheit. Golddnrchwirkte Kleider, nach französischem Schnitt angefertigt, waren durchaus nicht nach ihrem Geschmack. Am liebsten ging sie in einfachem Kattnnkleide einher und trug ihr reiches Haar meist ganz kunstlos geflochten. Das gute Vorbild der edleu Königin wirkte auf die prunksüchtigen Berlinerinnen sehr wohlthuend, bald trugen sich die Frauen der Stadt ebenso einfach wie die Königin.
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