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1. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 8

1901 - Halle : Gesenius
macht die Bewegung in der frischen Luft. Wer aber den ganzen Tag hinter den Büchern sitzt oder mit dem Kopfe arbeitet, der muß auch 'mal hinaus in die freie Natur, sonst thut's nimmer gut, und er bleibt nicht gesund. Und daß es unserm Kaiser nicht bloß um das bißchen Spazierengehen zu thun ist, sönnt Ihr deutlich daran ersehen, daß er bei schlechter Witterung in der Reitbahn reitet. Am liebsten aber ist's ihm, wenn er hinaus kaun zum Exerzieren seiner Soldaten. Da solltet Ihr ihn 'mal sehen! Dann ist vom Spazierengehen keine Rede. Dann sitzt er oft fünf bis sechs Stunden im Sattel und wird doch nie müde davon. 6. Von 11 — 2 Uhr hat er Besuch von hohen Personen, von Fürsten, Ministern und Generalen und wer sonst noch Hohes zu ihm will — und auch Aubienz, wie's die vornehmen Leute nennen. Da kann auch unsereins 'mal zu ihm kommen, wenn man ein Anliegen hat und sonst ein rechtschaffener Mann ist. Denn unser Kaiser, und das muß jebwebereiner bekennen, hat ein warmes Herz für uns geringe Leute, und er hört jebeu an, wenn er nur reine Sache hat. Und ich habe schon manchen gesehen, der ging mit Thränen in den Augen zu ihm und mit Thränen kam er wieder, aber die letzteren weinte er vor Freude. Um 2 Uhr, meint Ihr, würde nun wohl das Mittagessen kommen. Aber weit gefehlt. Da giebt's wieder nur Frühstück. Das nimmt der Kaiser, wie der Feldwebel sagt, gemeinschaftlich mit der Kaiserin und den Prinzen. Nachher macht er Besuche bei hohen Personen, die nach Berlin gekommen sind oder bort wohnen, und arbeitet mit seinen Ministern und Beamten. 7. Um 6 Uhr ist dann endlich das Mittagessen oder das Diner, wie's unser Herr Feldwebel und die vornehmen Leute nennen. Zu dem Diner hat unser Kaiser fast immer Gäste, und oft sollen’s gar viele fein. Nach dem Essen bleibt er einige Zeit bei feinen Kindern, um auch bei ihnen 'mal nach dem Rechten zu sehen, und ob sie auch 'was Tüchtiges lernen. Und dann geht's wieder an die Arbeit, aber diesmal zum Fechten. Da möchtet Ihr nun glauben, das wäre kein rechtschaffen Ding und nur eitel Spielerei. Lieber Vater, das müssen wir Soldaten boch besser wissen und auch wozu es gut ist. llnb versucht's nur 'mal eine halbe Stunbe lang, wenn Ihr könnt. Hernach werbet Ihr schon eine anbere Meinung davon haben. Nach dem Abendessen, das für gewöhnlich um V210 Uhr ist, arbeitet der Kaiser noch längere Zeit bis zum Zubettegehn. Und sogar neben seinem Bette liegen Papier und Bleistift zur Hand, daß er jederzeit nach ihnen greifen kann, wenn er will; denn er foll oft, wie der Herr Felbwebel meint, zu nachtfchlasenber Zeit noch schreiben.
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