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1. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 256

1901 - Halle : Gesenius
— 256 — drückt werden sollte, der soll in mein Königreich kommen, da ist Platz für ihn. Äcker, Bauholz, Steine, Geld, alles soll er haben, wenn er dessen bedarf/' Nun müßt ihr wissen, daß damals fast in allen Ländern der Brauch war, daß die Leute dieselbe Religion wie ihr Fürst haben mußten. War dieser katholisch, so sollten auch sie katholisch sein, war er evangelisch, so sollten auch sie evangelisch sein. Die anders glaubten, wurden oft auf alle mögliche Weise schwer gedrückt. Ja manchmal wurden in katholischen Ländern die Evangelischen, die nicht katholisch werden wollten, vertrieben. Da wandten sich oft die bedrückten Evangelischen an den König, und der schützte sie. Sie kamen zu Hunderten, ja zu Tausenden, und Friedrich Wilhelm siedelte sie alle in Ostpreußen an. Die größte Not kam über die evangelischen Bewohner des Salzburger Landes in den Alpen, fleißige und brave Leute. Die hatten einen neuen, streng katholischen Erzbischof bekommen, der sie mit Gewalt katholisch machen wollte. Aber von den zwanzigtauseud Menschen konnte er nur etwa zweitausend dazu bewegen. Da wurde den andern befohlen, binnen acht Tagen mit Sack und Pack auszuziehen. Es war aber damals ein sehr strenger Winter. Ohne Erbarmen jogte man die armen Leute bei bitterer Kälte über die bayrische Grenze. Da lagerten sie auf freiem Felde über einen Monat lang, und viele starben. Sie schickten nun Boten nach Berlin, und die schilderten dem Könige das herzzerreißende Elend. „Sollen alle kommen", sagte dieser, ,,und wenn's Tausende sind." Er schickte Geld und Lebensrnittel und andere Unterstützung für die Reise und ließ dem Erzbischof sagen, die Ausgewanderten wären von Stund an preußische Unterthanen, und er möchte sich hüten, ihnen fürder Schlimmes zuzufügen. Jetzt begann der Zug der Salzburger durch Bayern und Sachsen nach Brandenburg. Ganze Wagenreihen zogen auf den Landstraßen dahin. Als die Wanderer über die preußische Grenze kamen, läuteten die Glocken in den nächsten Städten und Dörfern, die Einwohner brachten Essen und Trinken herbei, und die Schulkinder empfingen die armen Leute mit Gesang. Zuerst kamen achthundert Salzburger in Berlin an. Der König ging ihnen entgegen, fragte sie, wie es ihnen ergangen wäre und beschenkte sie reichlich. Er freute sich, daß die Leute so treu und fromm waren. „Kinder", sagte er, „Ihr sollt's gut bei mir haben." In der großen Straße zu Berlin „Unter den Linden" ließ er lange Reihen von Tischen aufstellen, tmd an diesen wurden die Einwanderer gespeist. Der König und die Königin ließen die Scharen an sich vorüberziehen und sprachen fleißig mit den Leuten. „Seht Ihr", sagte Friedrich Wilhelm, „daß Euch der Herrgott nicht verlassen hat. Nun sollt Ihr ihm aber auch öffentlich danken. Laßt uns das Lied singen: „Auf meinen lieben Gott!" Nun antworteten einige, sie könnten das Lied nicht auf preußische Weise singen. Da nahm der König feinen Hut ab und begann mit kräftiger Stimme:
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