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1. Vorderasien und Griechenland - S. 83

1874 - Leipzig : Teubner
- 83 — Nacht geschützt, kam er zu dem Zelte des Achilleus. Der saß eben nach beendigter Abendmahlzeit am Tische, um ihn in einiger Entfernung seine Freunde; da trat der alte König unvermerkt herein und warf sich plötzlich an die Knie des erstaunten Jünglings und küßte feine Hände. „Göttergleicher Achilleus", sprach er, „gedenke deines Vaters, den das Alter drückt, gleich mir, der vielleicht, von feindlichen Nachbarn bedrängt, hülslos ist wie ich. Aber ihm bleibt doch die Hoffnung, einst den geliebten Sohn gesund nach Hanse kehren zu sehen, ich jedoch bin ganz ohne Trost; 50 Söhne hatte ich, als die Achäer ins Land kamen, 19 von einer Mutter, davon hat der Krieg mir die meisten geraubt, und zuletzt hast du mir den einzigen, der die Stadt noch zu schützen vermochte, meinen Hektor, erschlagen. Den komme ich jetzt zu lösen mit reichem Lösegeld; scheue die Götter, Achilleus, habe Erbarmen mit mir, gedenke des eigenen Vaters. Ich bin des Mitleids noch werther als er; dulde ich doch, was noch kein Sterblicher duldete, ich drücke die Hand an die Lippen, die meine Söhne mir erschlagen hat." ^ Der Jüngling, vor dem der tiefgebeugte Greis weinend im Staube lag, war tief ergriffen, er weinte abgewandten Gesichtes bald um den Vater, den er nie mehr sehen werde, bald um den todten Freund; zuletzt sprang er plötzlich empor, hob den Alten an der Hand ans und sprach zu ihm: „Armer, fürwahr, viel Weh hast du ertragen. Wie aber vermochtest du hierherzukommen vor die Augen dessen, der dir foviele tapfere Söhne erschlagen hat? du hast ein eisernes Herz! Doch jetzt fetze dich und laß uns den Kummer vergessen, die Klage ist ja doch vergebens. So ist nun einmal das Loos der elenden Menschen. Zwei Tonnen stehen im Haufe des Zeus, die eine mit Unheil gefüllt, mit Gaben des Glücks die andre; wem der Gott die Gaben vermischt zutheilt, der hat bald Glück und bald Unglück, doch wem er nur Leid austheilt, den stößt er in Schmach und Jammer. So schenkten die Götter dem Peleus zwar herrliche Gaben des Glücks, doch gab ihm ein Gott auch Unglück; denn ihm ward nur ein einziger Sohn, und dessen Pflege wird er nicht inne in seinem 6"
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