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1. Vorderasien und Griechenland - S. 187

1874 - Leipzig : Teubner
- 187 — Menschen sahen, wie schnell sich alles änderte; das Gefühl für Ehre und Pflicht ging zu Grunde, allgemein lobte und suchte man nur den sinnlichen Genuß. Es verschwand die Scheu vor den Göttern, denn man sah Gottesfürchtige und Gottlose ohne Unterschied hinsterben; das Gesetz hatte keine Achtung mehr, da niemand das Thun und Treiben des Andern beachtete und der Verbrecher nicht so lange zu leben glaubte, bis ihn die Strafe ereilen konnte." Die Athener in ihrer Verzweiflung machten jetzt dem Perikles die heftigsten Vorwürfe; er sei Schuld an allem Unglück, da er den Krieg herbeigeführt und jetzt die gefammte Bevölkerung in den engen Räumen der Stadt zusammengepreßt habe. Das benutzten die politischen Widersacher des Perikles, und sie brachten es dahin, daß er seines Amtes als Strateg entsetzt und zu einer Geldbuße verurtheilt wurde. Perikles, der auch bisher immer seine besonnene Ruhe behauptet hatte, ertrug mit Würde den Unwillen und Undank seiner Mitbürger und zog sich ganz in das Privatleben zurück. Sein ältester Sohn Lanthippos starb ihm, es starb ihm seine geliebte Schwester und die meisten seiner Angehörigen und Freunde; aber niemand sah ihn trauern oder weinen. Da starb ihm zuletzt auch sein jüngster Sohn aus erster Ehe, Paralos, an dem er mit besonderer Zärtlichkeit gehangen. Als er diesem den Todtenkranz aufsetzte, da übermannte seine starke Seele der Schmerz, und er vergoß einen Strom von Thränen. Nicht lange konnten die Athener des erprobten Führers entbehren; sie baten ihn reuevoll, er möchte sich wieder an die Spitze des Staates stellen, und er that es ohne Groll und Schadenfreude. Doch er lebte nur noch kurze Zeit, auch ihn ergriff zuletzt die Pest. Gewöhnlich starben die Menschen rasch an dem verzehrenden Feuer der Krankheit; allein Perikles siechte bei seiner starken Natur langsam dahin. Als er im Sterben lag, sprachen seine Freunde, die an seinem Lager standen und ihn schon für bewußtlos hielten, von der Größe seines Verdienstes, von seinen vielen Thaten und Siegen; da erhob er noch einmal seine Stimme und sprach: „Mich
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