1881 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Stoll, Heinrich Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
70 Schlacht am See Trasimenus (217).
auf für den Kern seines Fußvolks; die leichten Truppen verteilte er in den einschließenden Bergen, während er die Reiterei am westlichen Eingang in einem Seitenthal versteckte. Am frühen Morgen, während dichter Nebel rings die Gegend deckte, rückte Flaminins mit seinem ganzen Heere unbedenklich in den Paß ein. Plötzlich stieß die Spitze des Zuges auf das punische Lager, wo die Truppen kampfbereit standen, und zu gleicher Zeit schloß die punische Reiterei den Paß im Rücken der Römer, während von der Seite aus den Bergen die leichten Trnppen mit lautem Geschrei sich herandrängten. Von drei Seiten waren die Römer eingeschlossen, und ans der vierten Seite dehnte sich der See drei Stunden weit aus. Die Bestürzung und Verwirrung war groß, zumal da der Nebel alle Aussicht benahm. Aber Flaminins verlor den Mut nicht, er forderte seine Truppen auf, tapfer darauf los zu gehen und sich durchzuhauen; doch man hörte in dem Getöse feine Stimme nicht. In kleineren Haufen kämpfte man, wie man sich eben zusammenfand, mit Mut und Verzweiflung, so wild und heiß, daß ein gewaltiges Erdbeben, das in diesen Stunden Italien heimsuchte, von keinem der Streitenden gemerkt wurde. Flaminins selbst focht aufs tapferste und ermutigte die Seinen durch Wort und Beispiel. Nach dreistündigem Kampfe fiel er, von einem gallischen Speere durchbohrt, und nun suchte, wer noch übrig war, sich durch die Flucht zu retten. Aber wo war ein Ausweg? Die meisten gingen zu Grunde oder wurden gefangen. 6000 Mann des Vordertreffens hatten sich nach den östlichen Hügeln durchgehauen. Als der Nebel sich hob, sahen sie drunten in der Niederung ihr zertrümmertes, niedergeworfenes Heer, und eilten davon. Am folgenden Tage wurden sie eingeholt und gefangen genommen. Auch 4000 Reiter, die der heranziehende Servilius vorausgeschickt hatte, fielen in Feindeshand. Im ganzen verloren die Römer in der Schlacht am trasimenischen See (23. Juni) an 30 000 M., Hannibal nur 1500 M.
In Rom war ungeheurer Schrecken. Schon glaubte man Hannibal im Anzug gegen die Stadt und rüstete sich