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1. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 114

1879 - Leipzig : Teubner
114 Pariser Bluthochzeit 1572. Coligny hatte sich sogleich bei dem Lärmen vom Lager erhoben und stand da, mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Einer der Mörder rief ihn an: „Bist du Coligny?" Er antwortete: „Junger Mensch, habe Ehrfurcht vor meinem grauen Haar". In demselben Augenblick stieß ihm jener den Degen in den Leib, zog ihn rauchend wieder heraus und hieb ihm ins Gesicht, in den Hals, in die Brust, bis der Unglückliche kein Lebenszeichen mehr gab. Dann trat er ans Fenster und rief hinaus: „Es ist geschehen!" Aber Guise schrie herauf: „Der Graf von Angoulöme will es nicht eher glauben, als bis er den Leichnam vor seinen Füßen sieht!" Der Gemordete ward zum Fenster hinausgeworfen. Angoulöme wischte ihm das Blut aus dem Gesicht und überzeugte sich, daß es der rechte Mann war, und gab ihm dann einen Tritt mit dem Fuße. Die verstümmelte Leiche wurde durch die Straßen geschleift und zuletzt an den Galgen gehängt. Unterdeß hatten sich auch die katholischen Bürger mit dem weißen Band am Arm durch die Straßen verbreitet, während die Protestanten, durch den Tumult und den Lärm aufgeschreckt, zum Theil noch schlaftrunken und unbekleidet, an die Fenster, vor die Thüren stürzten und, die ungeahnte Gefahr erkennend, sich zu retten suchten, wie und wo sie konnten. Die Mörder, durch die Leute des Hofes zur Wuth entflammt, stießen nieder, wer ihnen auf der Straße begegnete, sie drangen in die Häuser ein und würgten und plünderten. Hauswirthe stachen ihre Miethsleute nieder, Dienstboten ihre resormirten Herrschaften. Kein Alter, kein Geschlecht ward geschont. Eine furchtbare Nacht! Durch ganz Paris tobte der Mord; überall Knallen der Flinten, Gebrüll der Mörder, Geschrei und Klagen der Opfer. Schrecklicher konnte ein fremder Eroberer nicht wüthen in einer erstürmten feindlichen Stadt, wie hier Bürger gegen Bürger derselben Gemeinde, desselben Vaterlandes. Der König, Anfangs so mnthlos und ängstlich, gerieth unter dem allgemeinen Toben selbst in eine Art von Wuth; er rief wiederholt zum Fenster hinaus: „Tödte, todte!" und schoß mit
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