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1. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 216

1879 - Leipzig : Teubner
216 Joseph Ii. 1765 (1780)—1790. verfuhr, obgleich bei seinem Regierungsantritt schon ein gereifter Mann von 40 Jahren, in seinem Eifer zu rasch und gewaltsam und bedachte nicht, daß in seinem Reiche zu verschiedenartige Völker waren, welche zum großen Theil für seine Wohlthaten nicht vorbereitet waren. Er wollte seinen Staat nach philosophischen Grundsätzen umbilden, wollte plötzlich in allen seinen Erbländern von Belgien bis nach Siebenbürgen dieselbe Verfassung, dieselbe Gesetzgebung und Verwaltung einführen. Dadurch kränkte er vielfach die Rechte und die Vorurtheile einzelner Personen und Stände sowie ganzer Völker. Die eingreifendsten Neuerungen erlaubte er sich auf dem kirchlichen Gebiete. Er erließ gleich nach seinem Regierungsantritt ein Toleranzedict; dann hob er alle geistlichen Brüderschaften und viele (über 700) Klöster auf, deren Vermögen theils dem Religions- theils dem Studienfonds zugewiesen wurde, er beschränkte den freien Verkehr der Geistlichkeit mit Rom u. s. w. Durch diese Neuerungen entstand Unzufriedenheit in der ganzen Monarchie, am meisten in Belgien und in Ungarn. Er hatte in Ungarn die deutsche Sprache zur Geschäftssprache erhoben und die Constitution vernichtet. Dagegen protestirten die Ungarn mit aller Entschiedenheit, ohne jedoch vor der Hand sich zu ungesetzlichen Schritten verleiten zu lassen. Dagegen in Belgien, wo man besonders wegen der Anordnungen in Kirchensachen unzufrieden war, kam es zu einem förmlichen Aufstand. Der an der Auszehrung krankende Kaiser ward durch diese Widerwärtigkeiten so erschüttert, daß er alle seine Neuerungen widerrief, mit Ausnahme des Toleranzedicts und der Aufhebung der Leibeigenschaft. Vor seinem Tode sprach er den Wunsch aus, man möge auf fein Grab schreiben: „Hier ruht ein Fürst, dessen Absichten rein waren, der aber das Unglück hatte, alle seine Entwürfe scheitern zu sehen". Joseph Ii. starb im I. 1790, und es folgte ihm fein Bruder Leopold Ii. (1790—1792), der bisher Großherzog von Toseana gewesen. Er mußte den Aufstand der Niederlande mit Gewalt der Waffen unterdrücken.
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