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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 54

1892 - Gera : Hofmann
— 54 — wollt!" Nach dem Beispiel des Königs suchten nun auch seine Beamten unermüdlich und pflichttreu dem Wohle des Volkes zu dienen und ihrem Herrn und Meister zu gefallen. Seine Zeit teilte der König sorgsam ein. „Nichts sieht dem Tode ähnlicher als Müßiggang!" meinte er. Sich selbst nannte er den ersten Diener des Staates. Als Fürst wollte er das Glück des Volkes, das Volk aber sollte der Ruhm des Fürsten sein. Schon um 3 ober 4 Uhr morgens stand er ans. Sein Kammerdiener hatte strengen Befehl, ihn zu _ wecken. Einst an einem trüben Morgen wollte ihn der König wegschicken, „er sei noch müde und wolle noch ein wenig schlafen"; der Kammerbiener aber ließ sich nicht abweisen und zog enblich dem Könige die Decke weg. Da staub der König seufzenb auf, sagte aber zu dem mutigen und pünktlichen Diener: „Brav! Du wärest übel angekommen, hättest bu mich liegen lassen." Gleich nach dem Aufstehen machte sich der König an die Arbeit. Er las Berichte und bemerkte seine Meinung am Raube, arbeitete mit den Ministern, schrieb Briefe, gab Bittstellern Gehör und ging zur Truppenschau. Nachmittags empfing er Gelehrte und Künstler, las ober schrieb. Nach der Tafel ergötzte er sich an Musik, besonbers am Flötenspiele. Erst gegen Mitternacht enbete fein Arbeitstag. Friedrich war mittelgroß, seine Haltung ebel, sein Gang rasch und stolz, sein Körper abgehärtet, sein Blick scharf und burchbringenb, seine Kleibung sehr einfach. Meist trug er einen blauen Rock, einen dreieckigen Hut, in der Hand einen Krückstock, in der Tasche eine Tabaks, dose und war umgeben von schönen Windhunden. Einen guten Scherz und ein freimütiges Wort nahm der König nicht übel. Einst fragte er einen Soldaten, der viele Narben im Gesichte hatte: „In welcher Bier schenke hast du dir die Hiebe geholt?" „Bei Kollin, wo Eure Majestät die Zeche bezahlten!" war die rasche Antwort. Bei einer Truppenschau äußerte er einst gegen Sei)blitz: „Sein Regiment reitet schlechter als die übrige Reiterei!" Seyblitz antwortete: „Majestät, mein Regiment reitet noch heute wie bei Roßbach!" So scharf der König war, so freunblich konnte er auch sein. Der alte Zieten war einst bei Tische eingeschlafen. Ein Diener wollte ihn wecken, aber Friedrich sprach: „Laßt den Alten schlafen; er hat oft genug für uns gewacht!" 9. Wie der große König ans dem Leben schied. Bis ins hohe Alter war der große König unermüblich thätig für fein Laub und Volk. Er sagte: „Mein Leben ist auf der Neige. Die Zeit, die ich noch habe, muß ich benutzen; sie gehört nicht mir, fonbern dem Staate." Noch als Greis hielt er manchmal 6 Stunben zu Pferbe aus. Als die Gicht feine rechte Hand lähmte, lernte er mit der linken schreiben. Bei der ersten Teilung des unruhigen und zerrütteten Königreichs Polen erhielt er Weftpreußen, eine alte fernbeutfche Provinz, die nur durch Verrat an Polen gekommen war. Das arme, verlassene Laub ohne Zucht, ohne Gesetz und ohne Wohlstanb hat er wie eine gute Mutter
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