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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 74

1892 - Gera : Hofmann
— 74 — mußte Luther mit andern Schülern vor den Häusern lateinische Lieder um Brot singen. Sein frommes Singen und Beten gewann ihm das Herz der Frau Kotta, also daß sie ihm Kost und Pflege in ihrem Hanse gab. Luther blieb 4 Jahre in Eisenach und lernte hier alles, was zu lernen war. Besonders geschickt war er in der lateinischen Sprache, die damals auf allen Schulen die Hauptsache bildete. Er schrieb lateinische Aufsätze und machte lateinische Gedichte. Mit 18 Jahren bezog er die Hochschule in Erfurt und studierte hier nach dem Willen seines Vaters die Rechtswissenschaft so fleißig, daß er schon mit 22 Jahren Magister, d. h. Meister und Lehrer jüngerer Schüler wurde. Daneben erfreute er sich an der Musik und war fröhlich, wie's der Jugend zukommt. „Ob er wohl ein hurtiger und fröhlicher Gesell war, fing er doch alle Morgen sein Lernen mit Gebet und Kirchengehen an, wie denn sein Sprüchlein war: Fleißig gebetet ist über die Hälfte studiert!" 3. Wie er im Kloster um sein Seelenheil rang. Einst fand er in der Bücherei der Hochschule die erste vollständige lateinische Bibel und las begierig dariu. Die Geschichte von Hanna und Samuel fiel ihm beim ersten Aufschlagen in die Augen und ergötzte ihn von Herzen. Nichts wünschte er sehnlicher, als eine solche Bibel zu besitzen und täglich darin zu lesen. Weil er sich übermäßig anstrengte, verfiel er in eine schwere Krankheit und meinte zu sterben. Besonders quälten ihn dabei seine Sünden. Da besuchte ihn ein alter Priester und tröstete ihn mit den Worten: „Seid getrost, ihr werdet dieses Lagers nicht sterben. Unser Gott wird einen großen Mann aus euch machen. Aus wem Gott etwas ziehen will, dem legt er bei Zeiten das heilige Kreuz auf." Luther genas, aber zum rechten Seelenfrieden konnte er nicht kommen. Mancherlei erschreckte ihn und mahnte ihn an den Tod und das künftige Gericht. Auf einer Reife zu feinen Eltern verletzte er sich mit dem Degen die Hauptader eines Beines dergestalt, daß er sich fast verblutet hätte. Ein Freund wurde in den Straßen Erfurts ermordet gefunden. Auf einer andern Reise fuhr ein Blitzstrahl krachend vor ihm in die Erde. Da beschloß er, die Welt zu verlassen und Gott im Kloster zu dienen. Seine Freunde wollten ihn davon zurückhalten, er aber riß sich los und trat 1505 in das Augustinerkloster zu Erfurt als Mönch. Sein Vater, den er nicht gefragt hatte, war darob sehr ungehalten und verzieh ihm erst später seinen raschen Schritt. Im Kloster mußte Luther die niedrigsten Dienste verrichten, die Zellen fegen, die Glocken läuten, die Thüre hüten und barfuß mit dem Bettelsacke in der Stadt umherziehen, um Lebensrnittel und Geld zu erbetteln. Durch Fasten, Wachen, Beten und Geißeln suchte er das Fleisch abzutöten, aber Ruhe für seine Seele fand er nicht. Einst lag er ohnmächtig vor Erschöpfung in feiner Zelle. Erst der Gesang der Chorknaben brachte ihn wieder zu sich. Sein Leib schwand dahin wie ein Schatten. Endlich verfiel er in eine schwere Krankheit und glaubte seines Lebens Ende gekommen. Da tröstete ihn ein alter Klosterbruder mit den Worten des 3. Artikels:
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