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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 77

1892 - Gera : Hofmann
— 77 — sandten Kajetan. Dieser suchte Luther durch freundliches Zureden zum Widerruf zu bewegen. Luther aber forderte immer Beweise aus der heiligen Schrift. Da wies ihn der Gesandte zuletzt zornig hinweg und sagte: „Die Bestie hat tiefe Augen und wunderbare Gedanken im Kopfe." Weil Luthers Freunde fürchteten, Kajetan wolle ihn heimlich ergreifen und gefangen nach Rom führen lassen, warnten sie ihn. Da entwich Luther bei Nacht aus Augsburg, rechtfertigte sich aber in einem Schreiben an den Papst. Ein anderer päpstlicher Gesandter, Karl von Miltitz, behandelte Luther mit großer Freundlichkeit. Er gestand, daß von 10 Menschen in Deutschland immer 9 Luthers Meinung seien. Luther versprach ihm, er wolle gegen den Papst weder reden noch schreiben, wenn seine Gegner schwiegen. Aber sein eifrigster Gegner, Dr. Eck aus Ingolstadt, schwieg nicht, sondern brachte in Leipzig eine öffentliche Unterredung zuwege, bei der es hitzig herging. Beide Parteien schrieben sich den Sieg zu, aber Luthers Anhänger mehrten sich von Tag zu Tage, das Ansehen des Papstes dagegen sank immer mehr. Hierauf reiste Dr. Eck nach Rom und erwirkte eine päpstliche Bulle (d. h. Verordnung mit einem Wachssiegel in einer Kapsel), die Luther mit dem Banne, d. H. Ausschließung aus der Kirche, bedrohte, wenn er seine Irrlehren nicht widerriefe. Ja, Tetzel bewog einige Hochschulen, Luthers Schriften öffentlich zu verbrennen. Da zog Luther an einem kalten Dezembertage 1520 unter großem Zulauf vor das Elsterthor in Wittenberg, verbrannte die Bulle auf einem Holzstöße und sagte sich damit vom Papste los. 7. Wie er in Worms vor Kaiser und Reich mutig seinen Glauben bekannte 1521. Inzwischen hatten die 7 Kur- oder Wahl-sürsteu Karl V. zum deutschen Kaiser gewählt. Durch einen Reichstag zu Worms am Rheine wollte der junge Kaiser den Zwiespalt im deutschen Lande schlichten. Er lud auch Luther vor den Reichstag und sandte ihm einen kaiserlichen Boten, der ihn auf der Reise geleiten und schützen sollte. Luthers Freunde warnten ihn, er aber sprach mutig: „Und wenn sie ein Feuer von Wittenberg bis Worms machten, so wollte ich doch hindurch und den Herrn Gott walten lassen!" Auf der Reife wurde er überall mit großen Ehren empfangen. In Erfurt und Eisenach mußte er predigen. Nahe vor Worms warnte ihn der Hofprediger des Kurfürsten nochmals, er aber antwortete: „Und wenn in Worms so viel Teufel waren, wie Ziegel auf den Dächern, so wollte ich doch hinein!" In seiner Mönchskutte im offenen Wäglein fuhr er in Worms ein. Alle Straßen, Fenster und Dächer waren voll neugieriger Menschen, die den kühnen Mönch sehen wollten. In seiner Herberge besuchten ihn bis in die Nacht viele Fürsten und Herren. Am nächsten Tage war der Zudrang der Menschen so groß, daß man ihn durch ein Hinterpförtlein in die Reichsversammlung führen mußte. Im Ratssaal klopfte ihm ein alter, berühmter Kriegsheld auf die Schulter und sagte: „Mönchlein, Mönchlein, du gehst jetzt einen schweren Gang, desgleichen ich und mancher Kriegsoberster in der allerernstesten
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