Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 34

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 34 — seinen Schreiber kommen, daß er ihm seinen letzten Willen aufschreibe. Heimlich aber bestellte er auch einen treuen Knecht, der mit seinem Schimmel, dem „Schwan", unter der Burg an der Saale halten sollte. Am folgenden Tage klagte Ludwig über Frost, hüllte sich in viele Kleider, ging jämmerlich umher und öffnete das Feuster, daß die Sonne warm hereinscheine. Seine Wächter achteten nicht darauf, sondern saßen sorglos beim Brettspiele. Da sah Ludwig unten seinen getreuen Knecht mit dem Pferde seiner warten. Im Nu schwang er sich ins Fenster, nahm einen Ansatz und sprang kühn hinab in die Saale. Der Wind bauschte seine weiten Gewänder, so daß er wie auf Flügeln hinabsank. Unten fischte ihn sein treuer Knecht aus der Saale auf, zog ihm trockene Kleider an und half ihm auf das Pferd. Das edle Tier trug ihn mit Windeseile davon nach Sangerhaufeu, wo er gerettet war. Zum Danke erbaute er in dieser Stadt die Ulrichkirche. J6. Ludwig der Liserne. 1. In der Schmiede zu Rnhla. Etwa 20 Jahre nach Ludwig dem Springer lebte in Thüringen abermals ein Landgraf Ludwig. Das war ein gar milder, freundlicher Herr. Aber seine Junker und Edelinge konnten ein so mildes Regiment nicht vertragen. Sie fingen an, stolz und hochmütig zu werden und bedrückten ihre Untertanen aller Enden. Einmal, so erzählt die Sage, verirrte sich Ludwig aus der Jagd und war noch in dunkler Nacht im Walde. Da fah er durch die Bäume ein Fener. Dem ging er nach und kam nach Ruhla in eine Waldschmiede. Hier bat er um Nachtherberge. Der Schmied fragte, wer er wäre. „Des Landgrafen Jäger," antwortete Ludwig. „Pfui, des Landgrafen, des barmherzigen*) Herrn! Herbergen will ich dich wohl. Im Schuppen findest du Heu, da magst du dich mit deinem Pferde behelfen. Doch um deines Herrn willen nehme ich dich nicht auf." Der Landgraf tat, wie ihm gesagt war, bunte aber die ganze Nacht kein Auge zutun. Denn neben ihm bearbeitete der Schmied mit seinem großen Hammer das Eisen. Bei jedem Schlage sprach er: „Landgraf, werde hart, Landgraf, werde hart wie dieses Eisen!" Dabei schalt er den Fürsten und berichtete seinen Gesellen, wie die Beamten das arme Volk plagten und der Landgraf sich um gar nichts kümmere. Dies alles mußte Ludwig die ganze Nacht mit anhören. Aber er nahm es sich zu Herzen und war seit der Zeit ernst und streng. 2. Auf dem Edelacker. Nach einiger Zeit wollte Ludwig einen Ritter wegen seiner Schandtaten strafen. Da kamen die anderen alle zusammen und wollten's nicht leiden. Er aber sammelte ein Heer und besiegte sie bei Neuenburg (Freiburg) an der Unstrut. Dann führte er die Gefangenen ans ein Feld, wo ein Pflug staut). In diesen spannte er je vier der Edelleute, nahm eine Peitsche zur Hand und hieb damit um sie, daß sie sich beugten und oft auf die Erde fielen. Wenn er so mit den vier Grafen eine Furche gezogen hatte, kamen vier andere an die Reihe. So pflügte er den ganzen Acker und nannte ihn Edelacker. Auch machte er ihn zur Freistätte für jeden Übeltäter, wie schwer auch sein Verbrechen sein möchte. Von nun an war der Landgraf im ganzen Lande gefürchtet, und die Ritter schwuren ihm aufs neue Treue und mußten ihm huldigen. Etliche Ritter aber wollten es ihm nicht vergessen, wie er sie öffentlich gestraft hatte, und trachteten ihm heimlich nach dem Leben. Ludwig ging daher stets in einem eisernen Panzer einher, weshalb man ihn den „Eisernen" genannt hat. *) int spottenden Tone.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer