1906 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Schulze, Hermann, Kahnmeyer, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Knabenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gehobene Knabenschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Der König wollte es kaum glauben, daß sich so viele Freiwillige fanden. Eines Tages arbeitete er auf dem Schlosse zu Breslau mit General Scharnhorst. Da wurde ein Zug von Wagen mit Freiwilligen aus Berlin gemeldet, und als der König ans Fenster trat, zählte er 80 Wagen. Scharnhorst fragte den König, ob er es denn nun glaube. Da rollten Tränen über des Königs Wangen.
2. Begeisterung der Frauen. Ferdinande von Schmettau. Von gleicher Liebe zum Vaterlande wie die Männer waren auch die Frauen beseelt. Überall saßen
sie beisammen und strickten Strümpfe, nähten Hemden und zupften Wundfäden. Witwen gaben oft die Hälfte ihrer Pension für den Kriegsschatz. Junge Mädchen brachten ihren Schmuck, Dienstmädchen ihren Sparpsennig. Viele Eheleute sandten sogar ihre goldenen Tranringe ein. Dafür erhielten sie eiferne mit der Inschrift: „Gold gab ich für Eisen. 1813." Noch heute wird in mancher Familie ein solcher Eisenring aufbewahrt.
Ein rührendes Beispiel von Vaterlandsliebe gab die sechzehnjährige Ferdinande von Schmettau. Ihr Vater war früher Oberst eines Regiments gewesen. Er besaß kein
Vermögen und hatte für elf
Aus den Tagen der Erhebung des Volkes int März 1813. Kiu^er zu sorgen. Sie war
daher nicht im Besitze von
Geld oder Schmucksachen, die sie dem Vaterlande hätte darbringen können. Das machte sie untröstlich. Endlich entschloß sie sich, ihr schönes Haar zu opfern. Sie ließ es abschneiden, verkaufte es und gab die dafür gelösten neun Mark für die Freiwilligen hin. Ein vornehmer Mann aber kaufte Ferdiuandens Haar zurück
und ließ allerlei Zierate, Ringe, Ketten n. s. w., daraus anfertigen und ver-
kaufen. Das Verlangen nach diesen Sachen war so groß, daß in wenigen Wochen 3600 Mark dafür gelöst und der Kriegskaffe zugeführt werden konnten.
3. Theodor Körner. Dem Rufe des Königs folgte auch freudig der jugendliche Dichter Theodor Körner, der sich damals in Wien aufhielt. Er ging nach Breslau und trat in die von dem Major von Lützow errichtete Freischar als Kämpfer ein. In der Nähe von Leipzig wurde die Schar einmal von Feinden umringt, und Körner erhielt bei dieser Gelegenheit einen Schwerthieb auf den Kopf. Nur mit Mühe rettete er sich in ein nahes Birkenwäldchen. Hier fanden ihn Banern, die ihn mitnahmen und pflegten. Sobald er genesen war, eilte er wieder zu seiner Schar zurück, die jetzt am rechten User der Unterelbe gegen den Feind kämpfte.
Am Morgen des 26. August hielt Lützow mit den Seinen in einem Tannenwäldchen bei Gadebnfch (in Mecklenburg). Er hatte es auf einen Überfall von
38 französischen Wagen abgesehen, die mit Lebensrnitteln, Pnlver und Waffen