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1. Das Mittelalter - S. 52

1912 - Nürnberg : Korn
— 52 — Orte, die jetzt noch bevölkert sind, werden in eine wüste Einöde verwandelt. Die Feinde werden sogar die Gräber der Toten aufwühlen, weil sie hoffen, darin Gold zu finden." Als der König der Rugier ihu wieder einmal besuchte, fing Severin an von seinem Tode zu reden. „Ich werde bald sterben," sprach er. „Darum höre auf meine Ermahnungen und hüte dich, nach meinem Tode deine Hand nach dem Kloster auszustrecken. Der Zorn Gottes wird über dich kommen." Der König antwortete: „Warum denkst du so schlecht von uns? Wir brauchen ja die Mönche und die Römer." — „Wenn du meine Zelle zerstörst," sagte Severin, „so wirst du später dafür die Strafe erleiden, die ich dir nicht wünsche." Der König versprach ihm alles und fuhr über die Donau heim. Im Winter verspürte Severin zum ersten Male einen leichten Schmerz an der Seite. Als dieser drei Tage anhielt, ließ er seine Mönche zu sich kommen. Er wiederholte nochmal, was er wegen seines Leichnams gesagt hatte. Dann ließ er alle der Reihe nach zum Kusse herantreten und empfing das Sakrament. Er verbot ihnen zu weinen, machte über den ganzen Körper das Zeichen des Kreuzes und befahl einen Psalm zu singen. Da sie vor Schluchzen keinen Ton hervorbrachten, stimmte er selber den Psalm an: „Lobet den Herrn in seinen Heiligen! Alles, was Odem hat, lobe den Herrn!" So starb er ruhig. Zu seinem Begräbnis zimmerten sie einen hölzernen Sarg, damit sie den Leichnam auf der Reife mitführen könnten. Als der Rugierkönig hörte, daß Severin tot fei, nahm er die Kleider für die Armen und andere Sachen weg und befahl einen silbernen Kelch und andere Altargeräte fortzutragen. Da diese auf den heiligen Altären standen, wagten es die Diener nicht; da zwang er einen römischen Soldaten dazu. Dann plünderte der König das Kloster ganz aus; nur die Mauern ließ er stehen, weil er sie nicht über die Donau bringen konnte. Aber schon nach einem Monat tötete ihn der Sohn feines Bruders. Da schickte Odowakar, der König von Italien, feinen Bruder Ououlf mit einem großen Heere an die Donau. Dieser besiegte die Rugier und befahl allen Römern, nach Italien heimzukehren. Wie nun der römische Hauptmann alle zu schnellem Aufbruch antrieb, ließ der Priester Luzillus das Grab Severins öffnen. Alle glaubten in feinem Grabe nur zerstreute Gebeine zu finden; denn feit feinem Tode war schon das sechste Jahr vergangen. Aber sie fanden den Leib noch unversehrt mit Bart und Haupthaar, obwohl man keine Spezereien zum Toten gelegt hatte. Sie nahmen nun frifche Leinwand und legten den Leib in den Sarg. Dann führten sie ihn fort auf
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