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1. Das Mittelalter - S. 57

1912 - Nürnberg : Korn
— 57 — erkannt wurde, näher auf den König Garibald zu und sprach: „Mein Gebieter, der König Authari, hat mich eigens gesandt, damit ich eure Tochter sehen soll und meinem Herrn sicher berichten kann, wie ihre Gestalt ist." Wie das der König hörte, ließ er seine Tochter holen. Als nun Authari sie schweigend angeschaut hatte, wie schön sie war, und sie ihm in allem sehr wohl gefiel, sprach er zum Könige: „Da uns die Gestalt deiner Tochter wohl gefällt und wir sie zu unserer Königin wünschen, so möchten wir einen Becher Wein ans ihrer Hand entgegennehmen, wie sie ihn uns später reichen wird". Als der König einwilligte, reichte Teudelinda zuerst jenem den Becher, der der Erste zu sein schien, und hierauf dem Authari, von dem sie nicht wußte, daß es ihr Bräutigam sei. Nachdem dieser getrunken hatte und ihr den Becher zurückgab, berührte er ihre Hand mit dem Finger und strich ihr mit seiner Rechten von der Stirn über Nase und Wangen herab, ohne daß es jemand bemerkte. Ganz schamrot erzählte das Teudelinda ihrer Amme. Da sagte diese zu ihr: „Wenn dieser Mann nicht selbst der König und dein Bräutigam wäre, so hätte er auf keinen Fall dich zu berühren gewagt. Laß uns aber einstweilen stille sein, damit dein Vater nichts davon erfährt. Denn wahrlich, es ist ein Mann, der es wohl verdiente, König zu sein und mit dir vermählt zu werden". Es blühte aber damals Authari in jugendlichem Mannesalter; er war von edler Gestalt, hellgelocktem Haare und rötlichem, schönen Antlitz. Bald nachher machten sie sich mit königlichem Geleite wieder auf den Rückweg nach ihrer Heimat und zogen eilig durch das Land der Bayern. Als nun Authari in die Nähe der Grenze von Italien gekommen war und die Bayern, die ihm das Geleite gaben, noch um sich hatte, erhob er sich hoch auf dem Pferde, das ihn trug, und stieß mit aller Macht die Streitaxt, die er in der Hand hielt, in einen nahestehenden Baum, ließ sie darin stecken und sprach: „Solche Hiebe führt Authari!" Wie er das gesprochen hatte, erkannten die Bayern, daß er der König Authari selber sei. Als nun nach einiger Zeit Garibald durch den Anzug der Franken in Not kam, da floh seine Tochter Teudelinda mit ihrem Bruder Gunduald nach Italien und ließ ihrem Verlobten Authari ihre Ankunft melden. Der ging ihr in stattlichem Aufzuge zur Hochzeit entgegen und traf sie auf dem Sardisfelde oberhalb Verona, wo am fünfzehnten Tage des Wonnemonats unter allgemeinem Jubel die Hochzeit gefeiert wurde.
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