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1. Das Mittelalter - S. 94

1912 - Nürnberg : Korn
— 94 — Sinna (Sinn) genannt. Dort richteten sie ein Zelt auf und setzten die Leiche Winfrieds hinein. Dann stellten sie im Umkreis die Wagen auf und machten ein Lager. Als sie aber dort drei Nächte in den Zelten zugebracht hatten, kamen bereits am vierten Tage Boten vom Kloster und sprachen: „Freuet euch und ziehet heim! Das Kloster steht unversehrt und uns wurde kein Haar gekrümmt. Der Graf zog mit seinen Kriegern gegen die Sachsen und die Feinde flohen in ihre Heimat". Da erhoben die Mönche die heiligen Gebeine, kehrten voll Freude zum Kloster zurück und beerdigten den Leichnam in seinem Grabe. Dann aber dankten sie Gott, daß sie wieder Frieden hatten und in ihrem Kloster wohnen durften. -/-Die Versammlung zu Padrabrunn. (W) Es war Frühling geworden, und der Schnee tropfte schmelzend von den Tannenästen. Auf dem Waldwege gingen zwei Männer nach Padrabrunn, wo Karl die Sachsen zu einer Versammlung zusammenberufen hatte. Ihre Kleider waren geflickt, ihre mageren Gesichter blaß und mit hohlen Augen schauten sie nach dem nächsten Dorfe aus ins Tal. „Gleich da unten muß das Dorf sein," sagte der Schmied, blieb stehen und spähte vergebens zwischen den Tannen hindurch nach den Strohdächern. Und als sie hinabgestiegen waren, fanden sie die Höfe niedergebrannt; nur der gemauerte Herd stand noch aufrecht im Schutthaufen. „Das hat Karl getan!" rief der Bauer. „Ach Gott, war das ein Winter! Auch zu uns kamen die Franken, gerade in den Weihnächten. Mein Haus brannten sie nieder, mein Vieh trieben sie fort; nur die Pferde konnte ich noch schnell in den Wald retten." — Karl war mit Weib und Kindern den ganzen Winter im Sachsenlande geblieben, und seine Krieger verwüsteten weithin die Gegend mit Feuer und Schwert. „Den Winter vergesse ich mein Lebtag nicht!" sagte der Schmied. „Nur wer die Pserdeschädel vom Giebel nahm und das Zeichen des Kreuzes an die Haustüre malte, blieb verschont. Jede Nacht war der Himmel rot von brennenden Höfen. In unserem Dorfe ist das Getreide verbrannt, das Vieh geschlachtet. Kaum konnten wir zur Osterfeier ein Opfertier auftreiben." „Ich fürchte, der Christengott ist stärker als unsere Götter!" antwortete der Bauer. „Was sollen wir anfangen? Mitten in unsere Dörfer baut Karl Höfe für seine Franken, und daneben Kloster und Kirchen für seine Mönche. Was wir in finsterer Nacht beraten, das wissen sie schon am hellen Morgen. Helfen uns die Götter nicht bald, so versuche ich es mit dem Christengott uni> lasse mich taufen."
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