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1. Das Mittelalter - S. 107

1912 - Nürnberg : Korn
— 107 — beim äußersten Ende und überreichten sie dem Kaiser so, wie Diener dem Herrn Messerchen darbieten. Er erfaßte eine davon am Griffe und versuchte sie von der Spitze bis zum Hefte zu biegen; aber sie zerbrach unter den Händen, die stärker waren als das Eisen. Da zog einer der Gesandten sein Schwert aus der Scheide und überreichte es nach Dienerweise. „Herr," sprach er, „ich glaube, diese Klinge werdet ihr biegsam und stark genug finden für eure siegreiche Rechte." Der Kaiser nahm sie, bog sie von der äußersten Spitze bis zum Heft wie eine Weidenrute zusammen und ließ sie dann allmählich zur früheren Gestalt zurückkehren. Da sahen die Gesandten einander an und sprachen voll Staunen: „O daß doch unsern Fürsten das Gold so verächtlich schiene und das Eisen so kostbar!" Karl macht seinen Sohn Ludwig zum Kaiser. (813.) An den Fenstern und zu beiden Seiten der Straße standen die Leute von Aachen und schwenkten die Mützen und riefen Heil. Denn Kaiser Karl, der mehrere Monate von Aachen abwesend war, kehrte eben aus dem Ardeuuerwalde von der Jagd zurück. Er saß etwas vorgeneigt auf seinem Pferde und wendete sich nach allen Seiten und grüßte; aber er sah nicht freudig wie sonst. „Wie alt und grauhaarig er wird!" sagten flüsternd die Frauen zu einander. Der lange Jagdzug mit den vielen Reitern und den mit Wildbret beladenen Wägen kam an der Marien-kirche vorüber; der Kaiser hielt und deutete mit der Hand nach dem Kirchendach. Sogleich ritt Einhard, der Banmeister, an des Kaisers Seite. „Während du fort warst," sprach das kleine Männlein, „kam im Mai ein Gewitter; der Blitz traf die Kirche, riß den goldenen Apfel herab, der die Spitze des Daches schmückte, und schleuderte ihn auf das Pfarrgebäude daneben." Mißmutig ritt der Kaiser weiter; vor dem Eingänge der Pfalz stieg er mit Mühe vom Pferde und ging hinkend hinein. „Bringt mir meinen Bademantel!" rief er den Dienern zu. Bald darauf plätscherte der Kaiser im Wasser der Badeanstalt herum, wo die warmen Heilquellen aus der Erde strömen; nur sein dicker runder Kopf und seine breiten Schultern ragten aus den Wellen hervor und das Waffer tropfte ihm vom dichten weißen Schnurrbart. Mit ihm badeten die Vornehmen und Freunde, die Leibwächter und das ganze männliche Hofgesinde, so daß bei hundert Personen im Bade waren. Jetzt stieg der Kaiser aus dem Wasser; sogleich eilten die Diener herbei, rieben ihn ab und kleideten ihn an.
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