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1. Das Mittelalter - S. 121

1912 - Nürnberg : Korn
— 121 — erfahren, behandeln sie ihn gastfrei, auch wecken ihres Gefangenen, dessen Sprache er verstand. Und sie belehrten sich durch jene beiden über die gesamten Gewohnheiten der von Übermut erfüllten Feinde. Der Ungar nahm nach seiner Taufe ein Weib und bekam Söhne. Weil sie erfahren hatten, daß die Ungarn zuweilen zurückzukehren pflegten, fällen sie zum zweiten Male gegen den Zugang der Burg hin in breitem Raume den Wald und stechen einen tiefen Graben aus. Und da, wo Binsen wachsen, Wasser gewiß ist, graben sie einen sehr tiefen Brunnen und finden eine sehr reine Quelle. Den Wein, den die Ungarn dem Heribald zuliebe geschont hatten, schafften sie heimlich bei Tag und Nacht in Füßchen und anderen Gefäßen schnell herbei. Und indem sie so ihre Zeit zubriugeu, rufen sie unausgesetzt den Herru an. Weil ringsherum Tag und Nacht alles vom Feuer am Himmel widerleuchtete, wagte Engilbert keine Späher mehr auszusenden und schützte mit den Seinigeu den festen Platz. Und wenn er hie und da einmal deu einen und andern der Beherztesten nach dem Kloster schickte, damit sie dort Messe hielten, vermochte er saunt bis zu deren Rückkehr Atem zu schöpfen vor Angst. In dieser Zeit zwischen Furcht und Hoffnung wurden die Genossen vielfach gekräftigt durch Heribalds und des Priesters fleißige Erzähluug über die Feinde. Indem sie den Heribald zwischen ihren Mußestunden befragten, wie ihm die so zahlreichen Gäste des hl. Gallus gefielen, sagte er: „Ei, wie zum Besten! Ulauftet mir, niemals er innere ich mich, fröhlichere Leute in unserem Kloster gesehen zu haben; denn Speise und Trank schenkten sie sehr reichlich. Was ich vorher von unserem sparsamen Kellermeister kaum erbitten konnte, daß er mich wenigstens einmal mit Getränk versehe, wenn mich durstete, das gaben mir diese im Überfluß, wenn ich bat." Da sprach der Priester: „Und wenn du nicht trinken wolltest, zwangen sie dich durch Ohrfeigen." — „Das kann ich nicht iit Abrede stellen," antwortete Heribald; „das eine mißfiel mir sehr, daß sie so ohne Zucht waren. Ich sage euch, niemals habe ich im Kloster des hl. Gallus so grobe Leute gesehen; denn sie haben sich in der Kirche und im Kloster aufgeführt, als wenn sie draußen ans der Wiese gewesen wären. Und als ich ihnen einmal mit der Hand ein Zeichen gab, damit sie an Gott denken und wenigstens in der Kirche leiser wirtschaften sollten, schlugen sie mich mit schweren Nackensireichen. Doch machten sie das sogleich wieder gut, indem sie mir Wein darbrachten, was zwar von euch niemand tun würde." So ergötzten sie sich in ihrem Elend, so lange sie Muße hatten. Als jedoch das falsche Gerücht ging, die zurückgekehrten Feinde befänden sich neuerdings im Kloster, da bat der Narr hartnäckig, man möge ihn
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