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1. Das Mittelalter - S. 171

1912 - Nürnberg : Korn
— 171 Falken die Fesseln an und zog ihnen die Kappen über die Augen. Alle stiegen zu Pferd. Die Damen zogen den Lederhandschuh an und setzten die Falken, denen die Krallen abgestumpft waren, ans die Faust. Der Jägermeister blies; da glitten die Hebebalken der Zugbrücke empor, die Brücke senkte sich über den Graben und die Jagdgesellschaft ritt den schmalen, steilen Burgweg hinab. Im Dorfe standen Bauern und Bäuerinnen unter der Haustüre und grüßten demütig ihre Herrschaft. Auf der Wiese am Bach fischte ein Reiher. Die Windhunde wurden losgelassen. Der Falkner nahm einem Falken schnell die Kappe ab und die Dame schleuderte den Vogel in die Luft. Als der Reiher den Falken auf sich zukommen sah, spie er schnell den Fisch aus und stieg empor. Ritter und Damen schauten ihm nach. „Seht, wie der Falke steigt! Immer höher! Jetzt hat er den Reiher überholt!" — Aber der Reiher streckte dem Falken den spitzen Schnabel wie einen Spieß entgegen und stieg wieder höher. Auch der Falke stieg. Wieder schoß er herab und griff den Reiher von oben an. „Wehr dich, Falke! wehr dich! — So! Jetzt! Er hat ihn! Brav, Falke!" Mit jedem Schnabelhieb wurde der Reiher matter. Der Falke packte ihn mit den Krallen und ließ ihn nicht mehr los. Wie ein Bündel Federn wirbelten beide nieder ins Gras. Die Jäger liefen herbei. Der Falkner griff in die Tasche und lockte den Falken mit einem Stück Fleisch wieder auf die Faust und nahm ihm den Reiher aus den Krallen, dem der Ritter die drei langen Schopffedern ausrupfte. Nachdem der Falke gefressen hatte, wurde ihm die Haube wieder über den Kops gestülpt und die Fessel angelegt. Die Damen ritten mit dem Falkner heim. Ritter und Knappen aber trabten dem Walde zu, wo ihnen der Jägermeister die Spur eines kräftigen Hirsches zeigte. Die Hunde durchstreiften bellend das Gebüsch. Da krachte das Dickicht. Jung und leichtfüßig floh der Hirsch, die bellenden Hunde hinterdrein. Schnell legt der Ritter einen Pfeil auf die Armbrust, zielt und trifft den Hirsch in die Seite. Der Hirsch lag am Boden; bellend standen die Windhunde um ihn. Die Jäger kamen herbei. Zwei Knappen blieben bei dem Hirsch zurück, weideten ihn aus, legten ihn auf ein Pferd und ließen ihn durch eineu Bauern aufs Schloß bringen. Die Jagd ging weiter. Die Jäger bliesen auf den Hörnern; der Ritter schlug mit dem Kolben gegen Bäume und Büsche. Da prasselt das dürre Laub; ein Eber schießt wütend heraus, saust vorbei und verschwindet wieder im Gesträuch. Ein Windhund, groß und kräftig, kommt ihm immer näher. Jetzt packt er ihn beim Ohr und will ihn
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