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1. Das Mittelalter - S. 222

1912 - Nürnberg : Korn
— 222 — fremde Kaufmann dazwischen: „Das nimmt das ganze Jahr kein Ende, und wenn der Schmutz aufhört, dann fängt der Staub an. In Italien hat man das Straßenpflaster schon lang; ich hab's selbst gesehen." Als der Kaufmann von Italien redete, stimmten alle bei. Unterdessen war aber der vordere Wagen flott geworden und nun griff man mit neuem Mut beim Hinteren an und unter Schreien und Schieben gelang es endlich, auch diesen vom Fleck zu bringen. Noch am nämlichen Abend redete Hans Gewerlich in der Trinkstube mit den Kaufleuten lang über Italien und das Straßenpflaster, das es dort gibt. Und in den nächsten Tagen ließ er vor seinem Hause einen Haufen Steine und einen Haufen Sand abladen, und in der nächsten Woche kamen die Pflasterer und begannen vor seinem Hause am Eck beim Rindermarkt zu hämmern und zu pflastern. Und als das Pflaster fertig war, gefiel es jedermann wohl, und man beriet sich, man solle damit auch anderswo anfangen. Könne man Steine und Sand genug haben, so solle man überall pflastern. Man hatte aber großen Zweifel, ob Steine genug zu haben wären. So hub man an, zuerst beim Göppinger Tor und so die Straße vorwärts bis an des Gewerlichs Gasse und an sein Pflaster. Da war es hübsch und gar zierlich und gefiel jedermann. Und man hatte Steine und Sand genug, je länger, je mehr; denn die Leute gingen an den Lech und an die Wertach und lasen Steine und man grub und siebte Sand genug. Die Leute verkauften Steine und Sand in Truhen und zu solchem Preise, daß es niemand zu teuer dünkte. Darum gebot man den Leuten überall an den vordersten und vornehmsten Gassen, sie sollten pflastern, und jedermann tat es willig. Und jeder mußte vor seinem Hause eine Rute weit pflastern, und wo die Gassen weiter waren, das zahlte die Stadt. So pflasterte jedermann für sich, bis es nach einiger Zeit ganz geschehen war. Ein Bäcker macht seine Ware zu schwer. Während der Teuerung redete man einem Bäcker nach, er mache das Brot zu klein und gebe das völlige Gewicht nicht. Man untersuchte ihn und wie man es so fand, wurde er bestraft und zugleich verwarnt, er möge sich in Zukunft nichts mehr zuschulden kommen lassen. Er aber konnte nicht davon lassen. Doch wenn er neugebackenes Brot hatte, sagte er nichts davon, außer es kamen die ganz Armen. Denn diese aßen das neugebackene Brot auf der Stelle, weil sie wegen des großen Hungers nicht lange warten konnten, um es erst zu wiegen, ob es auch schwer genug sei.
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