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1. Die Neuzeit - S. 32

1907 - Nürnberg : Korn
— 32 — und so glatt, als wenn man auf Eis ginge. Es war ein Kreuztisch ausgeschlagen durch den ganzen Saal, der war mit lauter Kredenzen besetzt und sehr schönen venedischen Gläsern, was, wie man sagt, weit über eine Tonne Gold wert sein soll. Ich machte des Herzogs Schenken. Nun gab Herr Fugger ihrer fürstlichen Gnaden einen Willkommen, ein Schiff, das von dem schönsten venedischen Glas künstlich gemacht war. Wie ich es nun vom Schenktisch nehme und über den Saal gehe, hatte ich neue Schuhe an und gleite, falle mitten im Saale auf den Rücken und gieße mir den Wein auf den Hals. Und weil ich ein neues, rotdamastenes Kleid an hatte, ward es mir ganz zu Schanden. Das schöne Schiff ging aber auch in viele Stücke. Obwohl nun sogleich von jedermann ein großes Gelächter ward, so wurde mir doch hernach berichtet, daß Herr Fugger gesagt, er hätte dieses Schiff mit hundert Gulden gekauft. Es war aber ohne meine Schuld, da ich weder gegessen, noch getrunken hatte. Als ich aber einen Rausch bekam, stund ich darnach fester und fiel hernach keinmal, auch im Tanze nicht. Ich glaube, daß Gott die Pracht nicht haben wollte mit mir; denn ich hatte ein neues Kleid angezogen und es dünkte mich, ich wäre der stattlichste gewesen. Dabei waren die Herren und wir alle lustig. Es führte der Herr Fugger den Herzog im Hause herum spazieren, welches ein gewaltig großes Haus ist, so daß der römische Kaiser auf dem Reichstage mit dem ganzen Hofe Raum darin gehabt. Da führte der Herr Fugger den Herzog in ein Türmlein, darin wies er ihm einen Schatz von Ketten, Kleinodien und Edelsteinen, auch von seltsamen Münzen und von Klumpen Goldes, so groß wie Köpfe, daß er selbst sagt, es wäre über eine Million wert. Hernach schloß er einen Schrank aus, der lag bis oben voll Dukaten und Kronen. Die gab er auf 200000 Gulden an, welche er dem König von Spanien auf Wechsel lieh. Darauf führte er den Herzog auf das Türmlein, das von der Spitze an bis in die Mitte herab mit lauter guten Talern gedeckt war. Er sagte, es wären ungefähr 17000 Reichstaler. So bewies er dem Herzog große Ehre und zeigte zugleich seine Macht und sein Vermögen. Man sagt, daß der Herr Fugger so viel hätte, daß er ein Kaisertum bezahlen könnte. Er verehrte mir wegen des Falles einen schönen Groschen, der ungefähr neun Gran schwer war. Der Herzog versah sich auch eines stattlichen Geschenkes, aber damals bekamen ihre fürstliche Gnaden nichts als einen guten Rausch. Es war hernach der Herzog etliche Male zu Gaste dort, und er wurde allzeit wohl traktiert, wie ich denn ebenfalls von dem Herrn Fugger eingeladen ward. Er verlobte in jener Zeit eben einem Grafen seine Tochter und sagte, er gebe ihr in Jahr
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