Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die Neuzeit - S. 52

1907 - Nürnberg : Korn
— 52 — — Noch einmal fragte ihn der Offizial im Namen des Kaisers: „Haltet ihr wirklich dafür, daß die Konzilien irren können?" — Luther blieb hart wie ein Fels: „Es ist offenkundig, daß die Konzilien mehrmals geirrt haben, auch das Konstanzer Konzil. Ich wollte es beweisen in vielen Stücken." Nun hatte der Kaiser genug gehört. Entsetzt über diese Worte machte er der Versammlung ein Ende. Im Saal entstand Unruhe und Geschrei. Die Fürsten standen auf und gingen fort in ihre Wohnungen. Luther empfahl sich noch untertänig dem Kaiser; dann wurde er weggeführt. Inmitten zweier Geleitsmänner ging er durch die umstehende Menge. Der Herzog von Braunschweig ließ ihm beim Weggehen eine silberne Kanne mit Einbecker Bier reichen. Unter den Deutschen entstand Unruhe und Getümmel; denn sie meinten, man führe Luther gefangen fort. Die Spanier aber verfolgten ihn mit Höhnen und Zischen. Gegen acht Uhr kam er in seine Herberge, wo seine Freunde und Anhänger schon aus ihn warteten. Sobald Luther bei ihnen eintrat, reckte er die Hände in die Höhe und schrie mit fröhlichem Angesicht: „Ich bin hindurch, ich bin hindurch! — Und wertn ich taufend Köpfe hätte, ich wollte sie mir eher alle abhauen lassen, als einen Widerruf tun." Auch Luthers Kurfürst kam bewegt aus der Sitzung und sprach: „Gut hat der Pater Doktor Martinus geredet, vor dem Herrn Kaiser und allen Fürsten und Ständen des Reiches in Latein und Deutsch. Er ist mir viel zu kühn." Am vorletzten Tage kam der Offizial im Namen des Kaisers zu Luther und sprach: „Kehrt in 21 Tagen an euren Ort zurück! Solange habt ihr freies, sicheres Geleit; aber ihr dürft unterwegs nicht predigen." Manche rieten dem Kaiser, dem Ketzer das freie Geleit nicht zu geben, sondern mit ihm zu verfahren, wie man in Konstanz mit Hus verfahren sei; allein er ging darauf nicht ein. Noch am nämlichen Abend sprach fein Kurfürst zu Luther: „Ich werde euch beiseite bringen lassen; denn ich fürchte, der Kaiser hat das Äußerste mit euch vor, wenn euer freies Geleit abgelaufen ist." — Am andern Tage gegen zehn Uhr fuhr Luther von Worms ab mit bett nämlichen Begleitern, mit benen er gekommen war. Der Herolb ritt erst einige Sturtben später ab und holte ihn in Oppenheim ein. So verließ Luther ohne Aussehen die Stadt und fuhr auf dem Wege nach Eisenach heim, auf dem er gekommen war. Als nun auch der sächsische Kurfürst und noch viele anbere abgereist waren, da ließ der Kaiser die noch anwesenden 4 Kurfürsten in seine Herberge kommen und sagte ihnen, daß er über Luther die Reichsacht ausgesprochen habe. Niemand solle ihm Herberge oder zu essen und zu trinken geben; wo man ihn sehe, solle man ihn fangen und an den Kaiser
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer