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1. Die Neuzeit - S. 194

1907 - Nürnberg : Korn
— 194 — durchtönte. Jetzt ritt Napoleon an die Regimenter, durchblickte die Reihen, sprach mit den Soldaten und den Offizieren und sprengte wieder vor die Mitte jedes Regimentes. Dahin folgten ihm die, welche er selbst auserlesen hatte. Dann rief ein Adjutaut mit lauter Stimme den Namen und das Avancement eines jeden ans und schwang den Degen. Und der Wirbel der Trommeln, die schmetternde Feldmusik, der abermalige Jubel der Soldaten fielen ein. Diese wiederholte, wahrhaft große Szene machte einen unbeschreiblichen Eindruck auf jeden, der sie sah und hörte. In der Stadt Tilsit mitten im Njemen hatte Napoleon ein breites Floß zimmern und verankern lassen. Daranf war ein Pavillon gebaut; seine zwei Eingänge führten nach den beiden Ufern. Der französische und der russische Adler prangten über den Türen und auf den Fahnen, die oben flatterten. Der Tag war trüb und düster; graue Regenwolken zogen langsam über den Himmel. Von den entgegengesetzten Ufern fuhren Napoleon und der russische Kaiser Alexander zu gleicher Zeit mit ihren Schiffen ab. Aber die Matrosen Napoleons ruderten schneller. Er stieg zuerst aus und trat in das Zelt; rasch öffnete er die Türe für Alexander und bot ihm die Hand zum Gruß. „Ich hasse die Engländer eben so sehr wie Sie," sagte der russische Kaiser „und ich werde Ihnen bei allem helfen, was Sie gegen England tun." — „Wenn das so ist," antwortete Napoleon, „so ist der Friede geschlossen." Nun schmeichelte er der Eitelkeit des Zaren. „Mit solchen Soldaten," sagte er, „könnte man die Welt erobern. Einigen wir uns, wir beide allein! In einer Stunde können wir die Dinge weiter bringen als unsere Minister in vielen Tagen. Einigen wir uns, und wir können das Größte tun, was unsere Zeit kennt. Im Kriege gegen Frankreich verschwendet Rußland seine Kräfte umsonst." Ihre Heere waren an beiden Ufern aufgestellt. Dort stand im strömenden Regen mitten unter russischen Offizieren auch König Friedrich Wilhelm von Preußen, in feinen russischen Mantel gehüllt. Das Gespräch dauerte ganze zwei Stunden, eine peinvolle Zeit für ihn. Aber er blieb da, um den Ausgang zu erwarten und vielleicht etwas über fein Schicksal zu erfahren. Als Alexander zurückkam, stieg er bei ihm ans Land und erzählte ihm von der Unterredung. Er konnte nicht genug rühmen, welch außerordentlichen Eindruck Napoleon aus ihn gemacht habe; zugeknöpft und kalt sei er, aber höflich. Am nächsten Tage war die zweite Zusammenkunft: Der Friede ;u Tm. (1807.)
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