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1. Die Neuzeit - S. 278

1907 - Nürnberg : Korn
— 278 — drunten zu verklären und zu vergolden. Die Hügel des Schlachtfeldes, die Dörfer, die Häuser und Türme der Festung, die zerstörte Brücke links in der Ferne werden von Minute zu Minute deutlicher. Nach einer Weile erscheint ein preußischer Adjutant und berichtet, daß unsere Verluste nicht groß sind. Nur eine kleine Abteilung der Franzosen ist nach den Wäldern an der belgischen Grenze entkommen, die man nach ihnen absucht. Alle übrigen sind nach Sedan hineingedrängt. „Und der Kaiser?" fragt der König. „Das weiß man nicht," antwortet der Offizier. Gegen sechs Uhr aber erscheint wieder ein Adjutant und meldet, der Kaiser sei in der Stadt und werde unverzüglich einen Parlamentär herausschicken. „Das ist doch ein schöner Erfolg!" sagte der König, sich nach seiner Umgebung umwendend. „Und ich danke dir" — zum Kronprinzen, — „daß auch du dazu beigetragen hast." Damit gab er dem Sohne die Hand, die dieser küßte. Dann reichte er sie Moltke, der sie ebenfalls küßte. Zuletzt gab er auch dem Kanzler die Hand und unterhielt sich darauf längere Zeit allein mit ihm. Napoleon übersendet seinen Degen. Etwa um halb sieben Uhr kommt der französische General Reille als Parlamentär Napoleons langsam den Berg heraufgeritten. Zehn Schritte vor dem Könige steigt er ab und geht auf ihn zu, zieht die Mütze und übergibt ihm einen großen, rotgesiegelten Brief. Der General ist ein ältlicher, mittelgroßer, hagerer Herr in schwarzem, offenem Nocke mit Achselschnur und Epauletten, schwarzer Weste, roten Hosen und lackierten Reitstiefeln. Er trägt feinen Degen, in der Hand aber ein Spazierstöckchen. Alle treten vor dem Könige zurück, der das Schreiben öffnet und liest. In dem Briese staub: „Mein Herr Bruder! Nachdem mir nicht vergönnt war, in der Mitte meiner Truppen zu sterbe», bleibt mir nur noch übrig, meinen Degen in die Hänbe Eurer Majestät nieberzulegen. Ich bin Eurer Majestät Vetter Napoleon." Der König reichte das Schreiben zunächst Bismarck und ersuchte ihn, die Antwort zu entwerfen. Bismarck las den Brief dem Kronprinzen, Roon und Moltke vor und biftierte dann die Antwort: „Mein Bruder! Mit Bebauern über die Uniftänbe, unter benen wir zusammentreffen, nehme ich den Degen Eurer Majestät an und bitte Sie, einen Ihrer Offiziere ernennen zu wollen, der bevollmächtigt wirb, über die Ergebung der Armee zu unterhandeln, die sich unter Ihren Befehlen so tapfer geschlagen hot. Meinerseits habe ich den General von Moltke dazu bestimmt. Eurer
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