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1. Von der deutschen Vorzeit bis zur Reformation - S. 85

1911 - Langensalza : Beltz
Friedrich Barbarossa. o5 dem Nacken, öffentlich vor dem Hofe und dem Kaiser. Sie waren bereit, jeden Eid, der ihnen auferlegt würde, für sich und für alle Mailänder zu leisten. Am folgenden Sonntag erschienen 300 auserlesene Ritter mit den Konsuln, fielen vor dem Kaiser, der auf einem Throne saß, auf den Boden nieder und flehten mit ebenso schönen als beweglichen Worten allein um sein Erbarmen. Sie überreichten die Schlüssel der Stadt und lieferten die Hauptfahnen aller Tore und Scharen aus und schwuren denselben Eid, den die Konsuln geleistet hatten. Am Dienstag darauf erschien alles Volk mit dem Fahnenwagen und mit der übrigen Schar der Ritter und führte mit sich die Feldzeichen aller Stadtviertel. Die Bewohner von den Stadtteilen schritten dem Fahnenwagen voraus; die übrige Menge folgte bis zur Pfalz des Kaisers. Da fielen Krieger und Volk einmütig auf ihr Antlitz und flehten unter Tränen um Gnade. Hierauf sprach ein Konsul in beweglicher Rede, und als er geendet hatte, fiel nochmals die ganze Menge auf die Knie nieder, erhob die Kreuze, die sie trug, und bat um des Kreuzes willen unter lautem Wehklagen um Erbarmen. Wer dies hörte, wurde heftig erschüttert und zu Tränen gerührt. Nur des Kaisers Antlitz blieb unbewegt. Er versprach nach reiflicher Überlegung, Gnade walten zu lassen, und hieß sie am andern Tage wieder vor seinem Antlitze erscheinen. Da gab er ihnen zur Antwort, er wolle den Anfang der Gnade und den Anfang des Gerichts machen. Darauf erteilte er den Befehl, daß alle Konsuln und gewesenen Konsuln, alle Häupter und Ritter, alle Rechtskundigen und Richter in Gewahrsam gehalten, das Volk als weniger schuldig nur nach Ablegung eines Eides in die Stadt zurückgeschickt werde. Danach entsandte er Beamte in die Stadt, die allen, die das zwölfte Lebensjahr erreicht oder überschritten hatten, den Treueid abverlangen sollten, was auch geschah. Er befahl, die einzelnen Tore der Stadt und den Graben und die Mauer um die Tore niederzulegen, damit bei jedem Tore die einzelnen Heeresabtei-hingen in breiter Reihe und gleichem Schritt einziehen könnten." (Bericht des Notars Bnrchard.)*) Gliederung: a) Die Heldenmütige Verteidigung der Bürger Mailands, b) Die Not und Verzweiflung der Belagerten, c) Die demütige Unterwerfung, d) Das strenge Gericht. Zur Vertiefung. Worum mußte gerade Mailand ein so furchtbares Gericht über sich ergehen lassen? Warum setzten die Mailänder dem Kaiser einen so hartnäckigen Widerstand entgegen? Der Kampf war für sie ein Kampf um Freiheit und Selbständigkeit. " Wie ist über das Schicksal der stolzen Stadt zu urteilen? Es ist gewiß zu beklagen, daß die große, blühende Stadt, die um ihre Freiheit und ihr langjähriges Recht, um ihr Glück und ihren Wohlstand rang, dem Erdboden gleichgemacht wurde. Aber die Härte des Kaisers war berechtigt: er durfte die Bedrückung der kleineren Städte durch die stolzen und übermütigen Mailänder nicht dulden; er durfte sich vor allem den hartnäckigen Trotz und Ungehorsam nicht bieten lassen. Der Kampf mit Mailand war für Friedrich ein Kampf um feine kaiserliche Machtstellung. Wem hatte er den Sieg über die mächtige Stadt zu verdanken? Seinem kriegstüchtigen, tapferen Heere, seiner eigenen Klugheit, Ausdauer, Besonnenheit und Willensstärke. *) A. Rüde, Quellenlesebuch.
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