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1. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 18

1913 - Langensalza : Beltz
1° Die alten Deutschen. und haßt das Böse und belohnt das Gute; er allein weiß, ob der Angeklagte schuldig oder unschuldig ist. Aber wie soll man erfahren, wie Gott urteilt? Man muß von ihm das Urteil erzwingen. So ließ man die Stellenden miteinander kämpfen in der bestimmten Erwartung, daß Gott dem Unschuldigen im Kampfe beistehen würde. So glaubten sie also durch den Kampf ganz sicher zu erfahren, wer unrecht hat und bestraft werden muß. Wie urteilt ihr über diese Meinung der alten Deutschen? Gewiß weiß Gott, wer recht und wer unrecht hat, und er bestraft das Böse und belohnt das Gute. Aber er tut es ganz nach seinem allmächtigen Willen und läßt sich die Zeit der Heimsuchung oder Belehrung von keinem Menschen vorschreiben. „Die Menschen erniedrigten Gott zu ihrem Knechte. Gott hat dem Menschen Vernunft und Gewissen gegeben, damit er selber das Recht erkennen und finden könne. Gott will nicht die Menschen wie Knechte und Maschinen behandeln; er läßt ihnen Freiheit. In ihrer Freiheit sollen sie beweisen, ob sie gut oder böse, klug oder unklug sind. Die Menschen waren damals noch zu träge und zu bequem, noch nicht gewandt und geschickt genug, uni durch eigene Kraft und Untersuchung die Wahrheit zu ermitteln. Wer sich nun im Zweikampfe recht übte, der siegte und erhielt so stets Recht. Wer zufällig einmal ungeschickt war, der unterlag und bekam Unrecht. Das alles waren Zufälle." (Th. Franke.) Nun beantwortet unsere Frage: Warum wurden die Gottesurteile später abgeschafft? Weil die Menschen eingesehen haben, daß es eine Sünde ist, Gott herauszufordern, daß der Ausgang des Zweikampfes ganz von der Körperkraft und Gewandtheit des einzelnen und oft vom Zufall abhängig ist, daß Gott uns das Gewissen gegeben hat, damit wir selber das Recht erkennen. 4. Warum i st die alte germanischerechtspslege heute nicht mehrmöglich? Wenn jetzt noch alle selbständigen Bürger der Gerichtsverhandlung beiwohnen wollten, so ginge das schon wegen der großen Zahl der Menschen nicht. Die Menschen haben heute nicht so viel Zeit wie damals; jeder muß seinem Berufe nachgehen. Die Rechtsfälle sind heute oft verwickelt, und nicht jeder kann dabei klar erkennen, wer wirklich recht hat; nicht alle Menschen sind klug usw. (5. Dennoch hat sich aus der altgermanischen Gerichtsbarkeit ein Recht bis in unsere Tage erhalten: Freie, selbständige Männer aus dem Volke wirken als Schöffen, Geschworene noch heute beim Urteilsspruch mit. — Darauf kann der Lehrer hier jedoch noch nicht eingehen; es fehlt den Schülern an der nötigen Erfahrung. Wir kommen bei der Besprechung des heutigen Gerichtswesens darauf zurück. Vgl. Band Iii.) Überschrift? Zusammenfassung: Wie die alten Deutschen selbst für Recht und Ordnung sorgten. Land und Leben unserer Vorfahren haben wir nun schon ganz genau kennen gelernt. Wir haben auch schon einen Einblick in ihr Seelenleben gewonnen. Dies möchten wir nun noch genauer erforschen. Darum beantworten wir jetzt die Frage: 5. Wie dachten die alten Germanen über den lieben Gott?
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