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1. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 82

1913 - Langensalza : Beltz
Heinrich I. Fund und getäuschter Hoffnung; die Zellen der Brüder wurden durchsucht; nur spärlicher Haushalt war drinnen. ,Zeig uns die Schatzkammer!' sprachen sie zu Heribald. Der tat's gern, wußte er doch, daß das Kostbarste geborgen war. Nur versilberte Leuchter und der große Smaragd von Glasfluß waren noch vorhanden. ,Schlecht Kloster!' rief einer, ,Bettelvolk!' und trat mit gewappnetem Fuß auf den unechten Edelstein, daß ein mächtiger Sprung hineinklirrte. Den Heribald belohnten sie mit Faustschlägen, daß er betrübt hinwegschlich. Droben im Hose entstand ein wilder Lärm; etliche hatten die Kirche durchsucht, auch eine Grabplatte aufgehoben, da schaute ein verwitterter Schädel aus dunklem Gewände zu ihnen empor: das schreckte selbst die Ungarn zurück. Zwei der Gesellen stiegen auf den Kirchturm, dessen Spitze nach herkömmlichem Brauch ein vergoldeter Wetterhahn zierte. Mochten sie ihn für den Schutzgott des Klosters oder für echtes Gold halten: sie kletterten auf das Turmdach; verwegen saßen die zwei Gestalten oben und stachen mit ihren Lanzen nach dem Hahn; da erfaßte sie plötzlicher Schwindel, ein Schwanken, ein Schrei, — gebrochnen Genicks lagen beide im Klosterhof. Die Leichnahme trug man in den Klostergarten. Aus den Holzstämmen, die Heribald in der Frühe umgeworfen, ward ein Scheiterhaufen errichtet; aus des Klosters Bücherei waren die übrig gebliebenen Bücher in den Hof herunter geworfen worden, die brachten sie als nützlichen Brandstoff herbei und füllten die Lücken am Holzstoß. 3. Dann schritten sie zum Hofe. Den ganzen Heuvorrat des Klosters hatten die Ungarn umhergestreut und lagerten darauf, des Mahles gewärtig. Mit gekreuzten Armen stand Heribald und schaute zu ihnen nieder: das Heidenvolk kann nicht einmal sitzen, wie's einem Christenmenschen geziemt, wenn er sein täglich Brot verzehrt, — so dachte er; doch sprach ex’§ nicht aus. Ein Ochse war am Spieß gebraten. Was sonst der Klosterküche Vorrat bot, ward gereicht; sie fielen hungrig darüber her. Mit kurzem Säbel ward das Fleisch heruntergehauen; die Finger der Hand vertraten bei den Schmausenden die Stelle von Messer und Gabeln. Aufrecht stand das große Weinfaß im Hofe, das aus dem Keller heraufgeschleppt worden war, ein jeder schöpfte daraus, so viel ihm beliebte; da und dort kam ein kunstgeformter Kelch als Trinkgefäß zum Vorschein. Auch dem Heribald brachten sie Wein; wie er aber daran nippte, flog ihm ein halb abgenagter Knochen an den Kopf, — er schaute schmerzlich auf; aber er sah, daß noch manchen der Schmausenden ein gleiches Schicksal ereilte; sich mit Knochen werfen, war ungarischer Brauch anstatt eines Nachtisches. Währenb sie ihre Lust im Trunke stillten, begannen sie ein ungesügtes Singen. Zwei der jüngent Reitersmänner trugen ein altes Lieb zum Preise des Königs Etzel vor. Wie Eulenschrei und Unkenruf klang der Chorus; dann traten etliche auf Heribalb zu und machten ihm beutlich, daß auch von ihm ein Gesang verlangt werbe. Er wollte sich weigern, es half nichts. Da stimmte er mit klagenber Stimme einen Sang zu Ehren des Erlösers an. Staunend horchten die Trunkenen den Tönen des alten Kirchenliebes; wie eine Stimme aus der Wüste klang ihnen die frembe Weise. 4. Der Jubel ging zu Ende, der Wein war verbraucht; ba gebot Ellak, die Toten zu verbrennen. In eines Augenblicks Schnelle saß der Schwarm zu Rosse, in Reih und Glied ritten sie zum Scheiterhaufen. Vom ältesten der Ungarn wurden die Pferde der Toten erstochen und zu den Leichen ihrer Herren gelegt; einen schauerlichen Weihespruch rief der greife Ungar über die Versammelten^
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