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1. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 108

1913 - Langensalza : Beltz
108 Heinrich Iv. Anrecht darauf. Da wundert es uns garnicht, daß sie mit der Kaiserin unzufrieden wurden. Durch die Zurücksetzung fühlten sie sich beleidigt und wollten ihr Reckt mit Gewalt durchsetzen. Die Kaiserin Agnes war über die Unzufriedenheit nitihr im mindesten bekümmert. Sie sorgte sich überhaupt nickt allzu viel um das, was im Reiche vorging, und feierte lieber große Feste. Im Frühling des Jahres 1062 veranstaltete sie wieder einmal ein solches Fest. Es war zu Kaiserswerth a. Rh. Alle Fürsten der Umgegend waren dazu eingeladen, u. a. auch der Erzbischof Auno von Kölm Er war einer der bedeutendsten Kirchenfürsten und einer der angesehensten Landesherren im Reiche. Er mußte sich über seine Zurücksetzung schwer gekränkt fühlen. Trotzdem hatte er die Einladung zu dem Frühlingsfeste angenommen. Das Fest hatte bereits begonnen. Buntes Leben und Treiben herrschte in Kaiserswert und besonders draußen vor der Stadt, wo der Festplatz lag. Da waren viele Zelte errichtet, in welchen den Festteilnehmern Trank und Speise gereicht wurde. Tänzer und Tänzerinnen, Seilkünstler und Jongleure und 97lnsikkapellen sorgten für Unterhaltung. „Heute kommt der Erzbischof! Die Kaiserin hat es soeben verkünden lassen," ging es plötzlich durch die bunten, lustigen Reihen. Kaiserliche Herolde standen am Rheinufer und spähten nach Süden, woher die erzbischöflichen Schiffe kommen mußten. Gegen Mittag war's. „Er kommt! Er kommt!" rief das Volk, das sich zahlreich am Ufer eiuge-funden hatte. Jetzt schritt auch die Kaiserin mit ihren Dienern und Dienerinnen und dem jungen Kaiser Heinrich zur Landungsstelle, um den hohen Gast zu empfangen. Die Schiffe kamen heran, näher und näher. Die Musikanten spielten. Die Schisser zogen die Ruder ein, und Erzbischof Anno stieg mit seinen Gefährten ans Land. Nach der Begrüßung fand ein Festmahl statt. Der junge Kaiser speiste neben dem Erzbischof. Nachdem die Tafel aufgehoben war, begann aufs neue der Festjubel und Trubel. Der junge Heinrich zeigte großen Gefallen an den prächtigen Schiffen, die dort am Ufer lagen. Als der Erzbischof das merkte, lud er den Knaben ein, mit auf sein Schiff zu kommen, um sich die Einrichtung genauer anzusehen. Gern folgte Heinrich. Als die beiden einstiegen, gab der Erzbischof den Ruderern einen Wink und sprach: „Fahrt hinaus aus den Strom; der Knabe soll sehen, wie sicher und ruhig mein Schiff dahinfährt." Die Ruderer stießen vom Lande, und das Schiff schoß durch die Wellen. Als man auf der Höhe des Stromes angekommen war, nahmen die Ruberer den Weg nach Süden, und die Fahrt ging schneller und schneller. „Wir sinb schon weit vom Festplatze. Laß uns nun wieder umkehren," bat Heinrich den Erzbischof. „Nein, jetzt bleibst bu bei uns und kommst mit nach Köln," erwiberte dieser ihm ruhig. Heinrich erkannte erst jetzt, daß er entführt werben sollte. All sein Bitten war vergeblich. Um der Gefangenschaft zu entgehen und wieber zur Mutter zurückzukommen, fprang er in den reißenben Strom. Ein erzbischöflicher Graf sprang ihm nach, rettete, ihn und die Ruberer hoben ihn wieber aufs Schiff. Nichts nutzte Jammern und Klagen des Knaben. Er würde festgehalten. Die Kaiserin war längst auf den Vorfall aufmerksam gemacht worben. Alles lief ans Ufer. Die Kaiserin rang die Hände. „Man hat mir meinen Sohn gestohlen! In die Kähne! Rettet ihn!" Es war zu spät. Die Leute des Erzbischofs hatten alle Ruder in das Wasser geworfen. Die betrübte Kaiserinmutter kehrte laut wehklagend in ihre Burg zurück, und das Fest hatte ein Ende. Der junge Kaiserprinz aber ward nach Köln entführt und hier im Palast des Erzbischofs Anno erzogen. Die Kaiserin Agnes aber entsagte in ihrem Schmerze dem Throne
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