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1. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 118

1913 - Langensalza : Beltz
llo Heinrich Iv. ström vom Martinstage bis Anfang April fest gefroren blieb. In Burgund feierte der König mit seinem Gefolge die Geburt des Herrn. Er war aber von der geraden Straße abgebogen, weil er sicher erfahren hatte, daß die Herzöge von Schwaben, Bayern und Kärnten alle Wege und Zugänge, die nach Italien führten, mit Wächtern besetzt hätten, um ihm den Übergang zu versperren. Das breit ausgedehnte Gebirge, das man überschreiten mußte, ragte mit seinen Gipfeln bis in die Wolken. Unter gewaltigen Schneemassen und eisigem Froste lag es erstarrt da, so daß über die schlüpfrigen und jähen Abhänge Mann und Roß nur mit Gefahr ihren Weg nehmen konnten. Aber die Zeit drängte. Da mietete der König um Lohn einige Eingeborene, die der Gegend kundig und an die fchroffeu Alpengipfel gewöhnt waren. Sie mußten dem Zuge über die steilen Hänge und durch die Schneemassen vorangehen und den Nachfolgenden auf jede mögliche Weise den Marsch erleichtern. Mit diesen Führern erreichte man unter den größten Beschwerden den Scheitel des Gebirges. Von hier aber weiterzukommen, schien unmöglich. Denn vor ihnen lag der schroffe Abhang, glatt durch Eis und Frost, und schien jedes Hinabsteigen zu verwehren. Hier mußten nun die Männer alle Kräfte anspannen, um die Gefahr zu überwinden. Bald krochen sie auf Händen und Füßen vorwärts, bald stützten sie sich auf die Schultern ihrer Führer, bald fielen sie, weil der Fuß auf dem spiegelglatten Eis ausglitt, und rollten auf dem Boden ein Stück hinunter. Die Königin und ihre Dienerinnen wurden auf Ochsenhäute gesetzt und von den Führern hinabgezogen. Die Pferde ließ man teils mit Winden hinab, teils schleifte man sie mit zusammengebundenen Füßen fort; die meisten kamen dabei um; viele wurden untauglich, und nur wenige blieben wohbehalten. So gelangte man endlich nach vieler Mühe und unter großer Lebensgefahr im Tale an. Als sich in Italien die Nachricht verbreitete, der König fei gekommen, da strömten wetteifernd die Bischöfe und Grafen Italiens zu ihm und empfingen ihn mit hohen Ehren. In wenigen Tagen sammelte sich um ihn eine gewaltige Heeresmacht. Denn es ging das Gerücht, er komme voll Grimm, um den Papst seines Amtes zu entsetzen. Aber Heinrich zog mit geringem Gefolge weiter. Als der Papst aus seiner Reise nach Deutschland die Kunde vernahm, daß der König schon in Italien sei, begab er sich in das stark befestigte Schloß Kanossa. Hier wollte er verweilen, bis er den Zweck von Heinrichs Ankunft genau kennengelernt hatte. Als er aber hörte, daß dieser die Vergebung seiner Sünden begehrte und Buße tun wollte, da war er wieder voll Zuversicht. Heinrich kam in Kanossa an und wurde in den Burghof eingelassen, während fein Gefolge außerhalb der Burgmauern zurückblieb. Dort stand er nach Ablegung des königlichen Schmuckes ohne jedes Zeichen königlicher Würde mit entblößten Füßen. Er fastete viel und erwartete den Ausspruch des Papstes. Doch dieser ließ dem Büßer sagen, er solle nur wieder umkehren und sich auf dem Reichstage in Augsburg einfinden; hier wollte er in Anwesenheit der Kläger die Sache des Verbannten untersuchen. Doch Heinrich wich nicht und ließ nicht nach, Gregor um Befreiung vom Banne zu bitten. Endlich, am vierten Tage, durfte er vor dem Papste erscheinen und wurde vom Banne losgesprochen. (Nach Lambert von Hersfeld.) Vertiefung. Warum suchten die Fürsten die Reife des Kaisers nach Italien zu verhindern, und wie ist über ihr Verhalten zu urteilen? (Sie wollten ihm die Einlösung seines Versprechens unmöglich machen und ihn aus dem Fürstentage in Augsburg entsetzen. Sie hielten also die Zeit für günstig, um eigne Herren
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