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1. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 129

1913 - Langensalza : Beltz
Der erste Kreuzzug. 129 In die Kreuzheere aber schlich sich immer mehr fragwürdiges Gesindel ein. Die Beteiligung an einer Kreuzfahrt schien vielen das bequemste Mittel, sich von Gefahren und Verpflichtungen in der Heimat zu befreien. Das erfahren wir aus folgender Erzählung *): „Angetrieben durch Bernhard, Abt von Clairvaux, hatte Herr Eugenius, der römifche Papst, dem frommen römischen König Konrad und dem ganzen Reiche, auch dem Könige von Frankreich, dem Könige von England, endlich allen Königen, allen Großen und Untertanen der Könige, welche Christenglauben haben, einen Brief geschrieben und sie ermahnt, daß sie sich zu einer Fahrt ins heilige Land rüsten sollten. Kraft des Apostelamtes, das ihm Gott übertragen, hatte er allen insgemein, die sich freiwillig dieser Fahrt unterziehen würden, Vergebung der Sünden gewährt und verheißen. Es lief also untereinander Volk von beiderlei Geschlecht, Männer und Weiber, Arme und Reiche, Fürsten und Große der Krone mit ihren Königen, Weltgeistliche und Mönche mit ihren Bischöfen und Äbten. Der eine hatte dies, der andere das Begehren. Denn manche waren gierig nach Neuem und zogen, um das Land zu beschauen, andere zwang die Armut und dürftiges Hauswesen. Diese waren bereit, nicht nur gegen die Feinde des Kreuzes Christi zu kämpfen, sondern auch gegen jeden guten Freund des Christentums, wenn es sich tun ließ, um ihrer Armut abzuhelfen. Andere wieder wurden durch Schulden bedrängt oder gedachten, die Dienste zu verlassen, die sie ihren Herren zu leisten hatten, oder sie erwarteten die verdiente Strafe für ihre Missetaten. Diese alle heuchelten Gotteseifer, aber sie waren nur eifrig, die Last ihrer großen Bedrängnis abzuwerfen. Kaum daß in cm wenige fand, die durch fromme und heilbringende Absicht geleitet wurden und durch die Liebe Gottes so weit entzündet waren, daß sie für das Allerheiligste ihr Blut vergießen wollten. Aber nähere Erörterung dieser Sache überlassen wir dem Herrn, der die Herzen durchschauet; Gott kennet die Seinen am besten. Haß ging damals durchs Volk gegen die Juden. Wo die Schwärme der Kreuzfahrer Juden fanden, zwangen sie diese zur Taufe, die Widerstrebenden brachten sie ohne Zaudern um. So kam es, daß manche Inden bei dem angenommenen Glauben blieben, andere kehrten, als es Friede wurde, zu ihrer alten Gewohnheit zurück. Nur ein Beispiel will ich aus vielen Berichten anführen, den Judenmord, der zu Würzburg geschah, damit ich durch die genaue Angabe eines Falles den übrigen besseren Glauben verschaffe. Als im Monat Februar die Fremden in der Stadt zusammenströmten, fand man durch Zufall am 24. Februar den Leib eines Menschen auf, der in viele Stücke zerschnitten war,^ zwei größere Stücke im Mainfluß, eins zwischen den Mühlen bei der Vorstadt Bleiche, andere bei dem Dorfe Thunegersheim; die übrigen Stücke fanden sich außer der Mauer ans dem Wall. Und als man alle Teile des zerstreuten Leibes gesammelt hatte, wurde der Leib zu dem Hospital getragen, das unterhalb der Stadt ist, und dort aus dem Kirchhofe begraben. Darauf wurden sowohl Bürger als Fremde von plötzlicher Wut ergriffen, als wenn sie aus diesem Vorfall eine gerechte Veranlassung gegen die Juden gefunden hätten; sie brachen in die Häuser der Juden ein, stürmten aus sie und töteten Greise und Jünglinge, Frauen und Kinder ohne Unterschied, ohne Zaudern, ohne Erbarmen. Wenige retteten sich durch die Flucht, noch wenigere ließen *) Würzburger Jahrbücher", 1147. Ratgeber Ii. Reiniger, Geschichte, Teil 1. 2. Aufl.
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