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1. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 266

1913 - Langensalza : Beltz
Die Reformation. Gegeben in unserer und des Reiches Stadt Worms am 6. Tag des Monats März im Jahre 1521 und im einundzwanzigsten, unsers Reichs im andern Jahre. Carolus." *) Die Freunde warnten Luther. In mutigem Gottvertrauen jedoch folgte er der kaiserlichen Vorladung. Am Dienstag nach Ostern trat er die Reise an. Der Rat der Stadt Wittenberg hatte ihm einen Planwagen gestellt. Drei Freunde begleiteten ihn. Dem Wagen voraus ritt der kaiserliche Herold, mit dem Reichsadlerwappen auf der Brust. Dessen Knechte ritten rechts und links vom Wagen. Die Fahrt ging über Leipzig, Naumburg, Weimar, Erfurt, Gotha, Eisenach, Frankfurt am Main. In allen Orten wurde Luther freundlich und ehrenvoll empfangen, überall waren die Leute aus den Nachbarorten in Scharen herbeigekommen, um den kühnen Mönch zu sehen und zu begrüßen. Erfurt hatte sich festlich geschmückt, seinen ehemaligen Magister zu empfangen. Der Rektor der Universität und vierzig Mann zu Pferde holten ihn ein. Luther verweilte einen Tag in der Stadt und predigte. Als er am nächsten Morgen weiterreiste, konnte der Wagen nur mit Mühe und Not zum Stadttor hinauskommen; denn die Straßen waren mit Menschen dicht gefüllt. In Frankfurt am Main empfing Luther den Brief eines Freundes, der ihn warnte, weiterzureisen. Aber der unerschrockene Mönch antwortete: „Und wenn so viel Teufel in Worms wären, als Ziegel auf den Dächern, so will ich dennoch kommen." Furchtlos setzte Luther die Reise fort und kam am 16. April 1521 frühmorgens vor den Toren der Stadt Worms an. Einige Herren des kurhessischen Hofes waren ihm von Worms aus mit ihren Mannen entgegengeritten und geleiteten ihn nun in die Stadt. Der Türmer auf dem Dome stieß ins Horn, als er den Zug ans Tor kommen sah. Die Turmuhr schlug gerade zehn, als Luther durch das Stadttor fuhr. Dichtgedrängt stand die Volksmenge, die in den Straßen zusammengeströmt war, um Luther zu sehen. Seine Freunde waren voll Freude, als sie ihn so sicher und gefaßt dreinschauen sahen. Die sächsischen Herren, welche ihn eingeholt hatten, brachten ihn in das Haus der Johanniterritter. Hier erhielt Luther neben zwei Räten seines Kurfürsten Herberge. Bis tief in die Nacht hinein war das Haus von Zuschauern umringt, und viele vornehme Herren kamen, um Luther zu besuchen und ihn kennen zu lernen. Überschrift: Luthers Reise nach Worms. 3. Wie erging es ihm nun hier? Schon am nächsten Tage, nachmittags 4 Uhr, kam der Reichsherold zu ihm in die Herberge, um ihn vor den Reichstag zu führen, der in der Nähe des Johanniterhauses, im bischöflichen Palast, versammelt war. Sie mußten auf Seitenwegen dorthin gehen; denn in den Hauptstraßen war das Gedränge zu groß; Kopf an Kopf standen da die Leute, um Luther zu sehen. Länger als anderthalb Stunden mußte dieser warten; denn der Kaiser und die Fürsten hatten sich gerade in die oberen Räume des Palastes zu einer Vorbesprechung zurückgezogen. Als er dann, nachdem die Reichsversammlung im unteren Hauptsaale sich wieder eingefunden hatte, nach dem Sitzungssaale hinschritt, soll ihn der Landsknechtshauptmann Georg von Frundsberg auf die Schulter geklopft imb ihm gesagt haben: „Mönchlein, Mönchlein, du gehest jetzt jetzt einen Gang, dergleichen ich und mancher Oberste auch in unserer allerernstesten Schlachtordnung nicht getan haben. Bist du aber auf rechter Meinung und deiner Sache gewiß, x) Siehe den Originaltext in: Nickol, Bilder und Geschichten aus deutscher Vorzeit. 2. Teil, S. 15. (Langensalza, Julius Belh.)
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