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1. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 318

1913 - Langensalza : Beltz
318 Die Reformation. Söhnchen Hans erzählt er: „Wenn ich sitze und schreibe ober sonst etwas tue, so singt er mir ein Liedlein daher, und wenn er's zu laut will machen, so fahre ick ihn ein wenig an; so singet er gleichwohl fort, aber er macht's leiser und mit etwas Sorgen und Scheu. Also will Gott auch, daß wir immer fröhlich sein sollen, jedoch mit Furcht und Ehrerbietung gegen Gott." Wie lieblich ist Luthers Brief an sein „Söhnlein Hänsichen", welchen er im Jahre 1530 von Coburg aus an den Knaben geschrieben hat: „Gnade und Friede in Christo, mein herzliebes Söhnichen. Ich sehe gern, daß du wohl lernest und fleißig betest. .Tue also und fahre fort. Wenn ich heimkomme, so will ich dir einen schönen Jahrmarkt mitbringen. Ich weiß einen hüb-sckert, lustigen Garten, da gehen viel Kinder innen, haben güldene Röcklin an und lesen schöne Apfel unter den Bäumen und Birnen, Kirschen, Spilling und Pflaumen; singen, springen und sind fröhlich; haben auch schöne kleine Pserdlin mit gülden Zäumen und silbern Sätteln. Da fragt ich den Mann, des der Garten ist, wes die Kinder wären. Da sprach er: Es sind die Kinder, die gern beten, lernen und fromm sind. Da sprach ich: Lieber Mann, ich hab auch einen Sohn, heißt Hänsichen Luther; möcht er nicht auch in den Garten kommen, daß er auch solche schöne Äpfel und Birn essen möchte und solche feine Pserdlin reiten und mit diesen Kindern spielen? Da sprach der Mann: Wenn er gern betet, lernet und fromm ist, so soll er auch in den Garten kommen; Lippus und Jost auch. Und wenn sie all zusammen kommen, so werden sie auch Pfeifen, Pauken, Lauten und allerlei Saitenfpiel haben, auch tanzen und mit kleinen Armbrüsten schießen. Und er zeiget mir dort eine seine Wiese im Garten, zum Tanzen zugerichtet, da hingen eitel güldene Pfeifen, Pauken und seine silberne Armbrüste. Aber es war noch frühe, daß die Kinder noch nicht gegessen hatten; darum künde ich des Tanzes nicht erharren und sprach zu dem Mann: Ach, lieber Herr, ich will flugs hingehen und das alles meinem lieben Söhnlin Hänsichen schreiben, daß er ja fleißig bete, wohl lerne und fromm fei, auf daß er auch in diesen Garten komme; aber er hat eine Muhme, Lene, die muß er mitbringen. Da sprach der Mann: Es soll ja sein, gehe hin und schreibe ihm also. Darum, liebes Söhnlin Hänsichen, lerne und bete ja getrost und sage es Lippus und Josten auch, daß sie auch lernen und beten, so werdet ihr miteinander in den Garten kommen. Hiemit sei dem lieben allmächtigen Gott befohlen und grüße Muhme Leiten und gib ihr einen Buß von meinetwegen. Dein lieber Vater Martinns Luther." Aber der Vater ließ es bei der Erziehung auch nicht am nötigen Ernst fehlen. Gegen ein ungehorsames Kind war er sehr streng. Da durste Johannes einmal drei Tage nicht vor ihn kommen, bis er schriftlich um Verzeihung bat. Als die Mutter für den Knaben beim Vater ein gutes Wort einlegen wollte, erwiderte dieser hart: „Ich wollte lieber einen toten als einen ungezogenen Sohn." Das dreizehnjährige Töchterchen Magdalene erkrankte schwer. Als keine Hoffnung auf Genesung mehr vorhanden war, stärkte sich der Vater im Gebet: „Ich habe sie, Herr, sehr lieb und wollte sie gern behalten; aber lieber Gott, da es dein Wille ist, daß du sie dahinnehmen willst, so will ich sie gerne bei dir wissen." Und Seuchen starb. Da kniete der Vater an ihrem Bett nieder, weinte und betete inbrünstig, daß Gott sie zu sich in den Himmel nehmen möge. Als dann das Kind im Sarge lag, sagte er voll Zuversicht: „Mein liebes Seuchen, wie wohl ist dir geschehen! Du wirst auferstehen und leuchten wie die Sterne, ja wie die Sonne!"
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