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1. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 322

1913 - Langensalza : Beltz
322 Die Reformation. hinüber. Auf einem Kahn ließen sie sich übersetzen. Luther hatte sich erkältet und litt an Brustbeklemmungen. So kam er krank in seiner Geburtsstadt an. Doch es wurde wieder besser mit ihm. Er konnte sogar mehrere Male predigen. Mit ganzer Hingabe widmete er sich nun der ihm aufgetragenen (Streitsache, um die Herren miteinander zu versöhnen. Nachdem er die verwickelte Sache einigermaßen geklärt hatte, schrieb er an Käthe: „Wir hoffen, diese Woche wiederzukommen." Doch die Anstrengungen der Reise und die mancherlei Verdrießlichkeiten, die ihm der Streitfall bereitete, hatten seine Kräfte geschwächt; und da stellte sich das alte Leiden auch wieder ein. Am 14. Februar hatte er zum letzten Male gepredigt. Da war ihm auf der Kanzel fo übel geworden, daß er die Predigt abbrechen mußte. Den folgenden Tag verbrachte er auf feinem Zimmer, um sich zu erholen. Beim Abendessen war er guter Dinge wie immer. Als er zu Bett gehen wollte, stellten sich wieder heftige Brustbeklemmungen ein. Die Gräfin und die Arzte wurden gerufen und rieben ihn mit warmen Tüchern. Das half. Er fchlief bis zehn Uhr ruhig. Dann stand er auf, und als er in das Nebenzimmer ging, um sich zu Bett zu legen, wandte er sich rückwärts und sprach zu den Freunden: „Ich gehe zu Bett. In deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöset, du treuer Gott." Er fchlief ruhig bis ein Uhr. Da traten die Brustschmerzen wieder ein und zwar schlimmer als vorher. Er konnte es im Bette nicht mehr aushalten. Er stand wieder auf, ging im Zimmer auf und ab und hielt sich Brust und Seiten und krümmte sich manchmal, so furchtbar waren die Schmerzen. Er konnte nicht mehr, er mußte sich wieder hinlegen. Schnell weckten die Diener die Ärzte und den Wirt; auch Graf Albrecht und feine Gemahlin wurden herbeigerufen. Alle Bemühungen der Ärzte blieben erfolglos. Zu feinem bekümmert dreinschauenden Freunde Jonas sagte Luther: „O Herr Gott! Doktor Jonas, wie ist mir so übel, mich drückt es so hart um die Brust! O, ich werde zu Eisleben bleiben." Die Schmerzen wurden immer heftiger. Dann wurde er stille. Man rüttelte ihn heftig, doch er öffnete die Augen nicht. Da rief ihm Dr Jonas ins Ohr: „Allerliebster Vater, ihr bekennet ia Jesum Christum, den Sohn Gottes, unfern Heiland und Erlöser!" Da sprach Luther noch einmal stark, daß man es hören konnte: „Ja!" Und wie hart man rief, rüttelte und ihn beim Taufnamen Martine! nannte, er antwortete nicht mehr. Er tat einen sanften Atemzug und entschlief ganz friedlich mit gefalteten Händen am 18. Februar 1546, früh in der dritten Stunde. Überschrift: Luthers Tod. 5. Er war hinüber. Ein schmerzliches Zucken ging durch die evangelische Kirche. Am 19. Februar wurde der Sarg in die Hauptkirche der Stadt getragen; Jonas hielt hier die Leichenrede über 1. Thess. 4,13—18. In der Nacht wachten zehn Bürger am Sarge. Am 21. Februar wurde die Leiche nach Wittenberg gefahren, wo sie in den Morgenstunden des 22. anlangte. Hier wurde sie von allen Professoren und den Studenten der Universität, dem Rat, der Geistlichkeit, den Lehrern und Schulkindern und der Bürgerschaft empfangen; unter Gesang und Glockengeläut wurde sie in großem Zuge in die Schloßkirche geleitet. Das Gotteshaus konnte die Menge der Trauergäste kaum faffen. Als die Trauerlieder verklungen waren, hat Bugenhagen eine deutsche Leichenpredigt und Melanchthon eine lateinische Gedächtnisrede gehalten. Melanchthons ergreifende Rede lautet in der Übersetzung1): !) Melanchthons Werke, heransgeg. von Koethe, Bd. V. S. 64 f.
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