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1. Der erste Geschichtsunterricht - S. 22

1912 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
I — 22 — Flöte. Erst um Mitternacht ging er zu Bett; „denn nichts," sagte er, „hat mehr Ähnlichkeit mit dem Tode als der Müßiggang." 2. Leutseligkeit. Alljährlich im Mai machte der König Reisen durch sein Land, musterte die Truppen und sah nach, ob alle seine Beamten ihre Schuldigkeit taten. Auf der Reise hatte jedermann Zutritt zu ihm und durfte ihm seine Bitte oder Klage vortragen. Einst kam er durch Schlesien. Als die Pferde gewechselt wurden, drängte sich ein altes Mütterchen dicht an den Wagen. „Mütterchen, was wollt Ihr?" fragte der König sehr leutselig. „Nur Sie sehen und weiter nichts," versetzte sie treuherzig. Der König nahm einige Goldstücke aus der Tasche und gab sie der Alten mit den Worten: „Liebe Mutter, hier auf den Dingern könnt Ihr mich ansehen, so lange und so oft Ihr wollt; aber jetzt habe ich keine Zeit mehr, mich länger ansehen zu lassen." 3. Oie letzte Rcgierungszeit. Bis in sein höchstes Alter war Friedrich für sein Land tätig, und eine seiner größten Sorgen war jetzt, seinem Lande den Frieden zu erhalten. Gegen jedermann war er leutselig, und so war er der Liebling seines ganzen Volkes geworden. Gewöhnlich nannte man ihn den „alten Fritz". Es war für die Berliner stets ein festliches Ereignis, wenn er in die Stadt geritten kam. Die Bürger traten aus den Türen und grüßten ehrerbietig, und er erwiderte jeden Gruß, indem er den Hut abzog. Nicht selten liefen viele Kinder vor und neben ihm her, riefen ihm Lebehochs zu, warfen ihre Mützen jubelnd empor, wischten ihm auch wohl den Staub von den Stiefeln und trieben fönst allerlei Possen. Friedrich störte nie ihre Frende. Nur wenn sie sein Pferd neckten, daß es scheu ward, stieß er wohl einige Drohungen aus, ritt dann aber ruhig weiter. Als es einst die Buben gar zu arg machten, erhob er seinen Krückstock und gebot ihnen drohend: „Schert euch in die Schule, ihr Buben." Diese aber riefen ihm jubelnd zu: „Etsch, der will König sein und weiß nicht einmal, daß Mittwochnachmittag keine Schule ist!" (Gedicht: Mittwoch nachmittag.) 1786 Im Jahre 1786 starb der große König. Als ein Baner in Schwaben davon hörte, rief er aus: „Wer wird denn nun die Welt regieren?" 7. frtedrtcb Milkelm Ii. 1786—1797. , Wahlspruch: „Aufrichtig und standhaft." 1. sfiitde. Friedrich d. Gr. hatte keine Kinder. Sein Brudersohn bestieg daher nach ihm den Thron. Dieser war gütig und wohlwollend gegen jedermann. Das zeigte sich besonders den Soldaten gegenüber. Seit dem alten Dessaner war der Stock in der Armee zur Herrschaft gelangt. Die Soldaten wurden selbst bei leichten Vergehen gescholten, gestoßen, geohrfeigt, mit dem Stocke geprügelt und nicht selten mit der blanken Klinge geschlagen. Auch das Spießrutenlaufen war an der Tagesordnung, besonders bei eingefangenen Ausreißern. (S. 14.) Das alles wollte der König nicht mehr dulden. Schon ein Jahr vor dem Tode Friedrichs d. Gr. war eine Verordnung erschienen, die diese harte Behandlung der Soldaten streng verbot. Darin hieß es: „Der König hat keine Schlingel, Canaillen, Hunde, Kroppzeug in seinen Diensten, sondern rechtschaffene Soldaten, von denen viele ebensogut sind als wir." Und nach diesem Grundsätze wollte auch Friedrich Wilhelm Ii. die Soldaten behandelt wissen.
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