1912 -
Bielefeld
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Gieseler, Albert, Baade, Friedrich, Niemann, Gustav, Wurthe, Wilhelm, Borchers, Emil
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
— 29 — I
brachte ein Pferd und sagte: „Fünf haben mir die Franzosen gestohlen, das
sechste will ich ihnen nachschicken."
Ein glänzendes Beispiel von Vaterlandsliebe gab die sechzehnjährige Ferdinande von Schmettan. Ihr Vater war früher Oberst eines Regiments gewesen. Er besaß kein Vermögen und hatte für elf Kinder zu sorgen. Sie war daher nicht im Besitze von Geld oder Schmucksachen, die sie dem Vaterlande hätte darbringen können. Das machte sie untröstlich. Endlich entschloß sie sich, ihr schönes Haar zu opfern. Sie ließ es abschneiden, verkaufte es und gab die dafür gelösten 9 M für die Freiwilligen hin. Ein vornehmer Mann kaufte Ferdinandens Haar zurück und ließ daraus allerlei Zierate, wie Ringe und Ketten, anfertigen und sie verkaufen. Das Verlangen nach diesen Sachen war so groß, daß aus ihnen in wenigen Wochen 3600 J6 gelöst und dann der Kriegskasse zugeführt wurden.
Zur Auszeichnung für die Helden stiftete der König das „Eiserne Kreuz" mit der Inschrift: „Mit Gott für König und Vaterland."
3. I)cld Blücber. Keiner war froher als Blücher, daß es endlich „losging". Etwa ein halbes Jahr hatte er nach feiner Kapitulation bei Lübeck als
Gefangener in Hamburg gelebt. Nach dem Frieden von Tilsit wurde er Befehls-
haber der Truppen in Pommern.
Sein Franzosenhaß kannte keine Grenzen. Selbst als ihn einmal das Fieber auf das Krankenbett warf, war er der tolle Husar. „Der Kerl, der Bonaparte, muß herunter; eher sterbe ich nicht!" So ries er in seinem Fieber, und dann schlug er wohl mit dem Säbel nach den Fliegen an der Wand, unter denen er sich lauter Franzosen vorstellte.
Als Napoleon 1812 fast seine ganze Armee in Rußland verloren hatte, da jubelte der alte Held laut auf. Obschon bereits 70 Jahre alt, stand er noch in voller Manneskrast da, ein Jüngling im weißen Haar. Er konnte die Zeit garnicht abwarten, bis es wieder losging. „Mich juckt's in allen Fingern," schreibt er einem Freunde, „den Säbel zu ergreifen. Wenn wir jetzt nicht alles Schelmen-franzofenzeug mitsamt dem Bonaparte vom deutschen Boden vertilgen, so scheint mir kein deutscher Mann des deutschen Namens wert zu sein. Darum sage ich: Marsch, aus und dem Feind in die Rippen."
Das Cied vom f eldmartcball.
1. Was blasen die Trompeten? Husaren heraus!
Es reitet der Feldmarschall im fliegenden Saus,
er reitet so freudig sein mutiges Pferd, er schwinget so schneidig sein blitzendes Schwert.
2. O schauet, wie ihm leuchten die Augen so klar!
O schauet, wie ihm wallet sein schneeweißes Haar!
So frisch blüht sein Alter wie greifender Wein, drum kann er Verwalter des Schlachtfeldes fein.
3. Der Mann ist er gewesen, als alles versank, der mutig auf gen Himmel den Degen noch schwang.
Da schwur er beim Eisen gar zornig und hart,
den Welschen zu weisen die deutscheste Art.
4. Den Schwur hat er gehalten. Als Kriegsruf erklang, hei! wie der weiße Jüngling in'n Sattel sich schwang!
Da ist er's gewesen, der Kehraus gemacht, mit eisernem Besen das Land rein gemacht.
4. Hn der Katjbacb. Mit der Armee, die dem Helden übergeben wurde, verrichtete er Wunder der Tapferkeit. Sein Ehrentag war die Schlacht an der Katzbach. Hier erfocht er einen glänzenden Sieg über die Franzosen. Es war nachmittags 3 Uhr. Der Regen stoß in Strömen, und die Landwehr mußte