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1. Der erste Geschichtsunterricht - S. 38

1912 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
I — 38 — er den Ausgang der Schlacht. Endlich kam Moltke mit großen Schritten daher. „Majestät, der Sieg ist unser, der Feind zieht sich zurück," ruft er, und alle brechen in ein begeistertes Hurra aus. Die todmüden Kämpfer bezogen nun das Biwak. (Gedicht: Die Rosse von Gravelotte.) Für den König suchte man ein Haus, wo er übernachten könne. Doch konnte man lange keins finden, das nicht von unten bis oben mit Verwundeten gefüllt war. Endlich fand man noch ein Stübchen in einem alten, zerschossenen Hanse. In der Stube standen ein Bett, ein Tisch und ein Stuhl. Als der König das Bett erblickte, sagte er: „Das Bett nehmen Sie nur weg, das können die Verwundeten besser gebrauchen als ich. Dann holen Sie Decken und Stroh, das wird genügen." Da er erfuhr, daß Bismarck und Moltke noch kein Unterkommen gefunden hatten, ließ er die beiden holen, und nun schliefen die drei Herren auf Stroh dicht nebeneinander in dem engen Stübchen. Nach der blutigen Schlacht bei Gravelotte mußte sich die französische Armee in die Festung Metz zurückziehen. Hier umzingelte sie Prinz Friedrich Karl und schloß sie von allen Seiten ein. Nur zehn Wochen konnte sich die französische Armee halten. Dann zwang sie der Hunger, sich zu ergeben. 173000 Mann wurden als Gefangene nach Deutschland geführt. 4. Sedan. Der französische Befehlshaber Mac Mahon wollte dem in Metz eingeschlossenen Bazaine zu Hilfe kommen. Er wurde jedoch von den Deutschen l. bei Sedan eingeholt und zum Kampfe gezwungen. Ant 1. September kam es ect)t' hier zu einer gewaltigen Schlacht. Noch graute kaum der Tag, da begann schon der Kampf in den umliegenden Dörfern, in denen sich die Franzosen verschanzt hatten. Die Deutschen schossen die Häuser in Brand und entrissen dem Feinde ein Dorf nach dem anderen. Schon gegen Mittag hatten die deutschen Truppen ganz Sedan umzingelt. Die Franzosen flohen nun in die Festung hinein. Diese wurde mit Kanonen beschossen, und bald standen hier und da die Häuser in Flammen. Endlich, um 5 Uhr, erschien auf der Festungsmauer eine weiße Fahne. Zu gleicher Zeit kam ein französischer General aus der Festung und überbrachte dem Könige einen Brief vom Kaiser Napoleon, der sich auch in Sedan befand. Der Brief lautete: „Da es mir nicht vergönnt war, inmitten meiner Truppen zu sterben, so übergebe ich Euer Majestät meinen Degen. Napoleon." Kaiser Wilhelm schrieb sogleich auf freiem Felde an Napoleon zurück, daß er ihn als Gefangenen annehmen wolle. Ein Stuhl, den ein Offizier in die Höhe hielt, diente dabei als Schreibtisch. In der Nacht fanden die Verhandlungen wegen der Übergabe statt. 100000 Mann gerieten in Gefangenschaft. Biele Waffen und Pferde fielen dem Sieger in die Hänbe. Napoleon hatte früh am Morgen des 2. September die Festung verlassen, um von König Wilhelm milbere Bebingungen für das Heer zu erlangen. Eine Unterredung mit Bismarck führte nicht zum Ziel. König Wilhelm empfing ihn erst ant Nachmittage, als alle Verhanblungeu abgeschlossen waren. Großmütig wies er dem Gefangenen das Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel als vorläufigen Aufenthaltsort an. Einige Jahre später ist Napoleon in England gestorben. Die große Siegesknnbe brachte ganz Berlin auf die Beine. Eine freudig-erregte Menschenmenge wogte „Unter den Linden" auf und ab, und vor dem Palais der Königin Augusta standen Tausende und sangen die „Wacht am Rhein". Plötzlich in dem allgemeinen Jubel schwang sich ein Schuhmacherlehrling ans das Denkmal des „alten Fritz", drückte dem Helden einen Lorbeerkranz aufs Haupt und band ihm eine Fahne am Arme fest. Ein endloser Beifallssturm erhob sich. Davon angelockt, trat die Königin ans Fenster und erblickte den Burschen oben ans dem Denkmal. Sie ließ
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