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1. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte des Altertums - S. 91

1896 - Leipzig : Roßberg
— 91 — letzten Könige. Vor dem Opfer wurden die Tiere genau untersucht, ob sie makellos wären, und alsdann von dem Opferdiener vor den mit Kränzen und Blumengewinden geschmückten Altar geführt, wobei es als ein unglückliches Vorzeichen galt, wenn das Tier widerstrebte oder gar entfloh. Nicht selten wurden die Hörner der Stiere und Widder vergoldet, alle aber mit Binden geschmückt. Der Priester streute dem Tiere das Opfermehl und Weihrauch auf den Kopf, schnitt einen Büschel Haare zwischen den Hörnern ab, übergab diese den Flammen und zog endlich mit seinem Messer einen Strich über den Rücken des Tieres. Durch diese Förmlichkeit war das Opfer reif, worauf es der Opferdiener tötete. Das aufgefangene Blut wurde teils auf dem Altar, teils um denselben ausgegosfen. Hierauf wurde der Leib des Tieres mit dem Opfermesser geöffnet, um die Eingeweide untersuchen zu können. Waren sie fehlerlos, so wurden sie mit Wein besprengt und auf dem Altar unter Gebeten verbrannt. Eine Spende von Wein und Weihrauch endete das Opfer. Ein Opfermahl schloß die feierliche Handlung. b) Die religiösen Feste. Saturnusfest. Es ist der 17. Dezember. Ehe noch die ausgehende Sonne die Giebel der Hauser begrüßt, wird es in allen Straßen Roms lebendig. Zahllose Menschen, unter ihnen Weiber und Kinder und Sklaven, alle brennende Wachslichter in den Händen, wandern nach dem Forum. Ihr Ziel ist der Saturntempel. Weit sind die Thüren des Heiligtums geöffnet, dessen Inneres, von vielen Lichtern erhellt, das Bild des alten bärtigen Gottes mit der Sichel in der Hand sehen läßt. Heute find die wollenen Binden gelöst, mit denen das ganze Jahr über die Füße des Saturn umwickelt sind, um den von ihm ausgehenden Segen an den Staat zu fesseln. Wein und Weihrauch wird dem Gott gespendet, dann bringen bei Tagesanbruch die Priester mit entblößtem Haupte ein Opfer. Damit ist das Volksfest eröffnet. Für sieben Tage, vom 17.—24. Dezember, ruhen alle ernsthaften Geschäfte, die Kaufläden sind geschlossen, keine Gerichtsverhandlung findet statt, nur die Bäcker und die Schenkwirte haben zu thun. ^ Die Volksmenge hat ein ungewöhnliches Aussehen und befindet sich in ungewöhnlicher Stimmung. Viele in der wogenden Volksmenge hatten kleine Geschenke in den Händen, Thonfiguren für Kinder, Tücher oder Löffel für Frauen, Becher oder Wachskerzen für Männer, die sie mit einem Scherzworte überreichen oder mit einem launigen Versehen einem Freunde zusenden. Aus den Kneipen tönt Gesang und Lärm zechender und schmausender Männer. Die Festlust dauert fort bis der Sieg der Sonne über die Dunkelheit entschieden ist, bis die wohlthätigen Strahlen des himmlischen Gestirns der Erde neue Kraft verleihen, dem ackerbautreibenden Volke neuen Emtefegen durch die Gnade des die Saaten beschützenden Gottes verheißen. Am 9. Juni ist ein ungewöhnlich reges Leben vor dem mit Blumen geschmückten Heiligtum der Vesta, der Göttin des Herdfeuers. Sowie im alten Bauernhause die Glut des Herdes nie ganz erlöschen durfte, so sollte hier zum Heile und zur Wohlfahrt des ganzen Staates das für alle menschliche Kultur unentbehrliche Feuer unterhalten werden, ohne je zu erlöschen. Mit entblößten Füßen kommen aus der ganzen Stadt die Hausfrauen; in einfachen Näpfen bringen sie Brotkuchen
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