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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 129

1876 - Kreuznach : Voigtländer
— 129 — 5. Die Hauptbeschäftigung des Sokrates. — Seine Hauptbeschäftigung war es, Jünglinge zu unterrichten. Er lehrte, ohne dafür Bezahlung zu fordern; wer Lust hatte, durfte sich ihm als Schüler anschließen. Einst scheute sich ein junger Mensch, der gerne seinen Unterricht genossen hätte, zu ihm zu gehen, weil er sehr arm war. Sokrates, der seinen Wunsch merkte, fragte ihn: „Warum scheust du dich vor mir"? — „Weil ich nichts habe, was ich dir geben könnte". — „Ei", versetzte Sokrates, „schätzest du dich selbst so gering? Giebst dn mir nicht sehr viel, wenn du dich selbst mir giebst"? Und der Jüngling wurde sein eifriger Schüler. — Ein andermal begegnete Sokrates einem schönen Jüngling von trefflichen Anlagen in einer engen Gasse. Er hielt ihm seinen Stock vor, und der Jüngling blieb stehen. „Sage mir doch", fragte Sokrates, „wo kauft man Mehl"? — „Auf dem Markte". — „Und Oel" ? — „Eben da". — „Aber wo geht man hin, um weife und gut zu werden" ? Der Jüngling schwieg. „Folge mir," fuhr Sokrates fort, „ich will es dir zeigen". Seitdem schlossen beide den engsten Freundschastsbnnd. 6. Sokrates und seine Schüler. — Mit inniger Liebe hingen die Schüler an dem weisen Lehrer. Sie kannten keinen größeren Genuß, als um ihn zu sein und ihn zu hören. Ein wißbegieriger Jüngling kam sehr oft mehrere Meilen weit nach Athen gegangen, um nur einen Tag den Unterricht des Sokrates zu genießen. Einst befand sich die Vaterstadt dieses Jünglings in bitterem Streite mit Athen, und die Athener hatten den Bürgern derselben bei Todesstrafe verboten, ihre Stadt zu betreten. Siehe, da legt der junge Freund des Sokrates Weiberkleidung an und schleicht mit Lebensgefahr des Abends durch das Thor, um zu dem geliebten Lehrer zu gehen. 7. Sokrates vor Gericht. — Aber je eifriger Sokrates für Wahrheit und Tugend wirkte, desto heftigeren Haß zog er sich bei dem großen Haufen seiner verdorbenen Mitbürger zu. Besonders zürnten ihm die hochmüthigeu, habsüchtigen Volks-Führer, deren Falschheit er oft in ernsten Worten züchtigte. End- Andrä, Erzählungen ans der Weltgeschichte. Ausg. A. 6te Stuft. 9
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