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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 134

1876 - Kreuznach : Voigtländer
— 134 — Er erhielt die Erlaubniß, faßte das Pferd beim Zügel und führte es gegen die Sonne. Denn er hatte bemerkt, daß es sich vor seinem eigenen Schatten scheuete. Dann streichelte er es eine Zeitlang und plötzlich saß er ihm auf dem Rücken. Blitzschnell flog das Pferd mit ihm davon; alle Zuschauer zitterten für sein Leben. Wie er aber umlenkte und das Roß bald rechts, bald links nach Willkür tummelte, da staunten Alle, und Philipp rief, von Freude bewegt: „Mein Sohn, suche dir ein anderes Königreich, Macedonien ist zu klein für dich!" 3. Alexander und Diogenes. — Zwanzig Jahre alt, wurde Alexander König. Mit großer Begierde eilte er nun, seines Vaters Kriegsplan gegen die Perser auszuführen; ja nicht allein das mächtige Perserreich wollte er erobern, über ganz Asien bis an das ferne Weltmeer gedachte er seine Herrschaft auszubreiten. Weil er sich als den Rächer der Griechen an den Persern ansah, ließ er sich auf einer allgemeinen Versammlung der Griechen in der Stadt Korinth zu ihrem Oberfeldherrn gegen die Perser erwählen. In Korinth lebte damals ein sehr merkwürdiger Mann mit Namen Diogenes. Der wollte zeigen, wie wenig der Mensch zum glücklichen Leben bedürfe, ging in einem zerrissenen Mantel, trug einen Bettelsack auf dem Rücken und wohnte in einem Faß. Einen hölzernen Becher hatte er als überflüssig weggeworfen, als er einen Knaben Wasser aus der hohlen Hand trinken sah. Alexander, der von ihm gehört hatte, kam zu ihm. Er lag gerade vor seiner Tonne, um sich an der Sonne zu erwärmen. Kaum richtete er sich ein wenig auf, um den König näher zu betrachten. Alexander redete lange mit ihm und fand feine Antworten so klug und treffend, daß er freundlich zu ihm sagte: „Kann ich dir eine Gunst erweisen" ? — „O ja", erwiederte Diogenes, „geh' mir ein wenig aus der Sonne" ! Die Begleiter des Königs wurden unwillig über diese Geringschätzung der dargebotenen Gnade. Alexander aber sprach: „Wenn ich nicht Alexander wäre, so möchte ich Dio- genes sein".
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