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1. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 192

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
192 V. Die Kreuzzüge. ließen sie sich allen Genüssen, die ihnen das herrliche Orontesthal mit seinen ergiebigen Gärten und Fruchtfeldern bot. Von den Lebensmitteln, .die zu Anfang noch reichlich vorhanden waren, wurde nur das Wohlschmeckendste verzehrt und das Uebrige der Fäul-niß überlassen. So sah man sich schon nach wenigen Wochen dem bittersten Mangel preisgegeben, und Viele suchten ihren Hunger durch Blätter, Baumrinde, Leder und das Fleisch gefallener Thiere zu stillen. Dazu kamen die Leiden des Winters. ' In der ewigen Nässe verfaulten die Zelte, ansteckende Krankheiten erzeugten eine furchtbare Sterblichkeit, und bald hatte man täglich so viel Leichen, daß es an Raum mtb Zeit gebrach, sie zu beerdigen. Erst mit dem Beginn des Frühjahres nahm die Noth ein Ende. Jetzt aber traf auch die Nachricht ein, daß Kerboga, Statthalter von Mos ul, cm der Spitze von 200000 Mann zum Entsatz heranrücke. Da, im letzten Augenblicke, öffnete ihnen ein Verräth er eine Pforte 1098und unter dem Rufe: „Gott will es!" drangen die Christen in Antiochien ein. Zwei Tage lang durchtobten sie die blutbefleckte Stadt, füllten Alles mit Mord, Raub und Verwüstung und verjubelten die noch vorhandenen Verräthe in wilder Festlust. Am Morgen des vierten Tages erblickten die Wächter auf den Thürmen, so weit das Auge reichte, alles Land mit unzähligem Kriegsvolk bedeckt. Kerboga war angelangt und schloß sofort die Stadt aufs Engste ein. Den Kreuzfahrern entfiel der Muth. Alle Bande der Zucht und Ordnung lösten sich auf. Viele aus dem Volke, ja selbst angesehene Ritter ließen sich an Stricken von der Mauer hinab und entflohen, was ihnen die wenig ehrenvolle Bezeichnung „Strickläufer" eintrug; Manche gingen sogar zu den Türken über und schwuren ihren Glauben ab. Drei Wochen lang hatten die Eingeschlossenen mit übermenschlicher Anstrengung alle Leiden einer harten Belagerung erduldet, da wurden sie wie durch ein Wunder ans ihrer Noth befreit. Ein Geistlicher, Peter Bartholomäus, meldete sich beim Grafen Raimund und erzählte, der Apostel Andreas sei ihm erschienen und habe ihm gezeigt, wo die heilige Lanze verborgen sei, mit welcher der Heiland am Kreuze durchstochen worden; zugleich habe er ihm geboten, sie auszugraben und mit ihr die Feinde zu vertreiben. Es wurden Nachgrabungen angestellt und wirklich fand man tief in der Erde versteckt eine verrostete Lanze. Die Kunde davon versetzte die aufgeregte Menge in die höchste Begeisterung. Man wagte einen Ausfall und schlug das überlegene Türkenheer glücklich in die Flucht. Antiochien war gesichert und wurde als selbständiges Fürstenthum an Boemnnd überlassen. Während der Kämpfe um Antiochien war Gottfrieds Bruder Balduin, dem Rufe der dortigen Christen folgend, nach Edcssa ' (jenseit des Euphrat) gezogen. Er wurde mit Jubel empfangen
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