Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 243

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
4. Auswüchse der Reformation. 243 4. Auswüchse der Reformation. Beunruhigende Nachrichten aus Wittenberg schreckten Luther aus seiner stillen, aber segensreichen Thätigkeit auf. Ermuthigt durch die bisherigen Erfolge, ließen sich einige seiner dortigen Anhänger, an ihrer Spitze Karlstadt, zu Schritten hinreißen, welche dem Fortgange des Reformationswerkes Gefahr zu bringen drohten. In der richtigen Erkenntniß, daß mancherlei Einrichtungen und Gebräuche der Kirche unmöglich neben der gereinigten Lehre fortbestehen könnten, forderten sie Abschaffung des Mönchthums, des Cölibats, der Messe und der Bilderverehrung. Aber die überstürzende Hast und die gewaltthätige Weise, mit denen sie ihre Ideen zu verwirklichen strebten, glichen mehr einer Revolution denn einer Reformation. Man stürmte die Kirchen, 'störte den Gottesdienst, warf die Bilder hinaus und zertrümmerte die Altäre. — Mit den Bilderstürmern, wie man Karlstadt und seine Genossen nannte, verband sich eine andere, noch weit schwärmerischere Partei, an deren Spitze ein Tuchmacher aus Zwickau, Namens Nicolaus Storch, stand. Die Lehren der Reformatoren auf die Spitze treibend und fast gänzlich entstellend, machten die „Zw ick au er Propheten" oder Wiedertäufer, so hieß diese Secte, die Wirkung der Saeramente vollständig unabhängig von dem Empfange derselben, verwarfen die Kindertaufe, wollten den geistlichen Stand abgeschafft wissen und rühmten sich göttlicher Offenbarungen. Aus Zwickau vertrieben, kamen sie nach Wittenberg und fanden dort großen Anhang. Die Kunde von diesen Vorgängen ließ Luther keine Ruhe mehr auf der Wartburg. Trotz aller Abmahnungen des Kurfürsteni522 kehrte er nach Wittenberg zurück und predigte eine Woche hindurch mit überzeugender Kraft gegen das gewaltsame Vorgehen der Neuerer, das nur geeignet sei, den Schwachen Anstoß zu geben. Die Wirkung seiner Predigten war, daß die Ruhe wieder hergestellt wurde und Karlstadt und die Zwickauer die Stadt verließen. Aber die Bewegung, in Wittenberg unterdrückt, kam bald wieder an andern Orten und mit um so größerer Heftigkeit, wenn auch in etwas veränderter Gestalt zum Ausbruch. Luthers Lehren von der „evangelischen Freiheit" auch auf die bürgerliche beziehend, hoffte der vielfach gedrückte und geknechtete Bauernstand von der Reformation zugleich eine Erfüllung seiner theils billigen, theils überspannten Wünsche. Eine allgemeine Erregung bemächtigte sich der Gemüther, und die Wiedertäufer thaten das Ihre, um das Feuer zu schüren. Der Hauptführer derselben war jetzt Thomas Münzer, zuerst Prediger zu Zwickau, dann zu Allstädt in Thüringen, ein Mann von großer Rednergabe und leidenschaftlicher Heftigkeit. Nicht zufrieden damit, die kirchliche Ordnung zu untergraben, wollte er auch den Umsturz der weltlichen Obrigkeit 16*
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer